Der ehemalige Pfarrer von Altsimmering, Franz Merschl, wurde am 26. Oktober 1930 in Wien in einer Gärtnerfamilie geboren. Nach seinen Studien im Priesterseminar wurde "der Chef" wie er in Altsimmering genannt wurde, von Kardinal Theodor Innitzer 1954 zum Priester geweiht. Am Freitag, 1. Juli 2022, starb Franz Merschl nach geduldig ertragener Krankheit. In einer ersten Reaktion würdigt Pfarrer Christian Maresch seinen Vorgänger als "einen Pfarrer, wie man sich einen Pfarrer vorstellt. Er versuchte immer, den Menschen seiner Zeit den Glauben an Jesus Christus nahe zu bringen. Dabei war ihm Dialog und Zusammenarbeit aller in der Pfarre ganz wichtig."
Seine Kaplansstellen führten ihn von 1954 - 60 in die Pfarre Kirchschlag in der Buckligen Welt und 1960 - 61 nach Atzgersdorf, ehe er 1961 als Pfarrer nach Kirchschlag in der Buckligen Welt berufen wurde, wo er bis 1974 blieb. In Kirchschlag leitete er auch die Passionsspiele und in seiner Kaplanszeit wurde das neue Passionsspielhaus erbaut.
1974 schließlich ernannte ihn Kardinal Franz König zum Pfarrer in Altsimmering. Hier baute er die Pfarre neu auf. In seiner Amtszeit wurden in Simmering die Kirche St. Josef auf der Haide als Filialkirche von Altsimmering, St. Lukas und St. Benedikt am Leberberg errichtet und geweiht. Im Stadtdekanat 11 war Franz Merschl auch Dechant in der Zeit von 1981-1997.
Pfarrer Christian Maresch berichtet von seinen Erfahrungen als Kaplan, dass für Franz Merschl Dialog und Zusammenarbeit aller in der Pfarre ganz wichtig gewesen sei. "Franz Merschl war einer, der auf die Menschen zuging und mit ihnen das Leben teilte. Auch die Zusammenarbeit im Pfarrteam war von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt."
Vieles wurde in Altsimmering unter Pfarrer Franz Merschl verändert und vor allem renoviert. Seine Amtszeit brachte die nötige liturgische Umbauarbeit und Renovierung der Pfarrkirche St. Laurenz (1975-80) nach dem 2. Vatikanischen Konzil mit sich, bei der der Altarraum seine heutige Gestalt erhielt. Unter Franz Merschl wurde auch die Orgel von St. Laurenz neu gebaut. In der Festschrift schrieb er: "Mit der Fertigstellung der neuen Kirchenorgel von St. Laurenz - Altsimmering ist ein großes Werk geschehen - vergleichbar der umfassenden Renovierung der so geschätzten 'alten Kirche'".
Aber nicht allein als Bauherr ging Franz Merschl in die Pfarrchronik ein, denn gleich zu Beginn begründete er mit seinem neuen Kaplan Joe Farrugia das Jugendland, das bis heute jungen Menschen im Pfarrgebiet eine Heimat in der Kirche bietet.
Neben der Idee des Jugendlandes baute Pfarrer Merschl eine neue Blütezeit der Pfarre auf. "Überall gab es nach Jahren des Darniederliegens wieder Gruppen. Da waren Familienrunden, in denen sich Menschen in der Pfarre trafen, die Jungschar war aktiv, mehr als 100 Erstkommunionkinder waren da", erinnert sich Doris Radlmair. Und so habe Pfarrer Merschl gesagt, "immer gibt es ein Team von Menschen, die aktiv anpacken". Doris Radlmair charakterisiert Pfarrer Merschl als einen tiefgläubigen und frommen Menschen, der jederzeit anpackte und sich für keine Arbeit zu schade war: "Und er war humorvoll mit einem offenen Ohr für die Nöte und Freuden der Menschen."
1998 musste er Altsimmering schließlich verlassen, denn Kardinal Christoph Schönborn ernannte ihn mit 1. September 1997 zum Domkapitular und Leiter des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien, diese Funktion hatte er bis 2002 inne. Die Funktion brachte eine Vielzahl von Funktionen mit sich, die "der Chef" erfüllte. Besonderes Augenmerk hatte Domkapitular Franz Merschl aber in den Jahren 2007 - 2009 der Mitarbeit in der Arbeitsgruppe Neues Gemeinsames Gesangbuch Gotteslob Neu gewidmet.
Sein 60-jähriges Priesterjubiläum feierte Altpfarrer Franz Merschl am Herz-Jesu-Fest 2014 in seiner Pfarrkirche Altsimmering, gemeinsam mit dem 40-jährigen Jubiläum von Joe Farrugia und auch Christian Maresch feierte 20 Jahre als Priester.
Auch als Geistlicher Leiter des Mariazeller Prozessionsvereins in Simmering war Franz Merschl wichtig für die Begleitung der Menschen im Glauben und im Gebet. 24 Jahre lang bekleidete er dieses Amt und begleitete den Verein. Noch zum 85. Geburtstag im Jahr 2015 war der Vereinsvorstand zur Gratulation gekommen, damals war Franz Merschl bereits seine Demenz-Erkrankung anzumerken. "Er war immer bei der Mariazeller Wallfahrt dabei. Als ich überlegen wollte, Obmann zu werden, sagte 'der Chef' ganz einfach: Du machst das und es ist gut", erinnert sich Obmann Johann Kasehs.
Viele Erlebnisse können von seinen ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen erzählt werden, die "ihren Chef" sehr verehrten. Vieles musste so geschehen, denn "der Chef" hatte es so verfügt. "Für die Pfarre Altsimmering ist der pastorale Weg Pfarrer Merschls über seinen Tod hinweg prägend. Möge der Herr ihn in sein Reich der Liebe aufnehmen", so Pfarrer Christian Maresch.
Die Feier des Begräbnisses von Msgr. Franz Merschl beginnt am Donnerstag, 21. Juli, um 13.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Georg Kagran (22., Sankt-Wendelin-Platz). Anschließend wir der Leichnam am Kagraner Friedhof im Familiengrab beigesetzt.
Am Donnerstag, 14. Juli, um 18.00 Uhr findet der Gebetsabend zum Begräbnis in der Pfarrkirche St. Laurenz - Altsimmering (11., Kobelgasse) statt.
Die Pfarre Altsimmering gedenkt ihres verstorbenen Altpfarrers am Freitag, 19. August, 18.00 Uhr, in der Pfarrkirche St. Laurenz.
Der Gedenkgottesdienst des Mariazeller Prozessionsvereins in Simmering findet am Freitag, 2. September, 18.00 Uhr, in der Pfarrkirche St. Laurenz statt.
Am Mittwoch, 7. September, 18.00 Uhr feiert Kardinal Christoph Schönborn mit dem Domkapitel das Requiem für Msgr. Franz Merschl im Stephansdom.