Am zweiten Sonntag im Jahreskreis, 14. Jänner 2018, stellte der Altsimmeringer Pfarrer Christian Maresch in seiner Predigt eine "für alle Christen, besonders für die in unserer Pfarre, wichtige Frage: Wie geht es weiter mit dieser Kirche? Mit unserer Pfarre?" Dabei stellte er schon in der Einleitung fest, dass der Glaube eines Menschen letztlich einzig und alleine von Gott abhänge. "Wir dürfen am Reich Gottes mitarbeiten aber machen, wie das heute viele in der Pastoral tätige Menschen glauben, machen können wir Kirche nicht", so Maresch.
Die Schlagworte, die heute im kirchlichen Bereich oft verwendet werden seien "missionarische Kirche" oder "Mission first". Dabei sei doch der Auftrag Jesu im Evangelium - geht und macht alle Menschen zu meinen Jüngern - ohnehin eindeutig. Die Kirche sei immer schon da gewesen um Menschen für die Sache Jesus zu gewinnen, "aber die Frage nach dem 'wie' ist heute genauso aktuell wie früher" ist für Pfarrer Maresch klar.
Die Anzahl der Katholiken in Österreich wird immer geringer, das sei für jeden bemerkbar. In dieser Situation werde von den Diözesanleitungen und Bischöfen immer der Ruf nach einer missionarischen Kirche laut. "Aber was heißt das?", fragt der Altsimmeringer Pfarrer. "Beim Zweiten Vatikanischen Konzil hatte der bekannte Theologe Karl Rahner folgenden Satz gesagt: 'Als Christ sollte ich in meinem Leben wenigsten einen Menschen für den Glauben gewonnen haben.' Nun ja, wenn ich so nachdenke, dann weiß ich nicht ob ich als Pfarrer das je von mir sagen werde können", formulierte Pfarrer Marsch selbstkritisch. Und er präsentierte für die Gemeinde Altsimmering Fragen, die ihn persönlich in letzter Zeit oft beschäftigen: "Warum wollen wir überhaupt Menschen für den Glauben gewinnen? Ist es nur Selbsterhaltung oder Selbstbestätigung? Natürlich will ich als Pfarrer eine volle Kirche. Auch der PGR will eine lebendige Gemeinde, die Pfarre will Nachwuchs, um ihren Bestand zu sichern. Aber ist das die Antwort?" Dazu komme auch die Frage warum Eltern bis heute ihr Kind taufen lassen wollen. "Eine der besten Antworten ist da wohl, weil der Glaube ein Geschenk ist, der dem Leben Sinn und Erfüllung gibt", so Christian Maresch.
Dazu geselle sich auch die Frage "Wie können wir missionarisch sein?" Denn Glaube könne man nicht weitergeben wie ein fertiges Paket oder ein Rezept. "Oft wird heute gerade in den höchsten Gremium der Diözesen, auch bei uns in Wien, über die Glaubensweitergabe gesprochen und diskutiert", so Pfarrer Maresch. Pastoralkonzepte würden erstellt, Anleitungen aus wirtschaftlichen Betrieben geholt, Manager eingeladen, die Kirche solle wirtschaftlich geführt werden, das sei eine weit verbreitet Meinung heute. Er als Pfarrer könne damit nicht viel anfangen, denn "ich glaube, wir sollten uns vielmehr auf das 'gelebte Evangelium' konzentrieren. Das ist meiner Meinung nach der einzige Weg um zu einer missionarischen Kirche zu kommen", betont Pfarrer Maresch, der mit einem Beispiel klar machte, was für ihn missionarische Kirche ausmacht: "Charles de Foucauld ist eine der größten missionarischen Gestalten des 20. Jahrhunderts. Obwohl er keinen einzigen Menschen getauft und keinen bekehrt hat. Er war sogar vom Glauben angefallen und wurde zum Gottsucher. Er wurde Priester und Einsiedler in der Sahara bei den Tuareg. In dieser Zeit in der Wüste schreibt er einen wichtigen Satz: 'Die Menschen, die Jesus fern sind sollen ohne Bücher und ohne Worte durch den Anblick unseres Lebens das Evangelium kennen lernen.'" erzählt Pfarrer Maresch.
"Ja wir sollen heute missionarische Kirche sein, nicht um Menschen für unserer Pfarre zu gewinnen. Nein sondern um Menschen aufmerksam zu machen auf den Ruf Gottes in ihrem Leben", zieht Maresch die Schlussfolgerung aus dem Vorbild von Charles de Foucauld. Und er verweist auf das Tagesevangelium, denn da sagt Jesus zu den Jüngern des Johannes "kommt und seht". "Das sagt Jesus zu seinen Jüngern, das gilt auch uns. Wir müssen erkennen was uns alles im Glauben geschenkt wird. Dann können wir strahlende Christen werden, die mit dem gelebten Evangelium in die Welt hinaus gehen. Das ist unsere Berufung, unsere Aufgabe als getaufte Christen, nur so können wir letztlich zu einer missionarischen Kirche werden."