Über eine richtige Lebensweise werde viel gesprochen und geschrieben, da gehe es um die Ernährung und die Verwendung von Bio-Produkten, ob vegetarisch o der vegan zu leben ist, oder wie man Rückenproblemen vorbeugen könne, oder wie oft auf Wellnessurlaub gegangen werden solle. Die Bibeltexte des Sonntags, 19. August 2018, befassen sich aber mit einer Frage, die tiefer gehe, so der Altsimmeringer Pfarrer Christian Maresch. Denn das Evangelium klammere die Frage nach der richtigen Lebensweise keineswegs aus, jedoch gibt es in der ganzen Bibel keine klare Anweisung: "Wie kann der Glaube meine ganz persönliche Lebensweise prägen? Wenn ich das Evangelium durchlese, finde ich viele Impulse dafür. Da wäre die Bergpredigt, das Gebot der Nächstenliebe, die goldene Regel, die eine Untrennbarkeit von religiöser und sozialer Dimension zeigt. All das sind nur Beispiele von Impulsen und Anregungen. Nirgends aber finden wir das Kapitel in der Bibel mit der Überschrift DIE CHRISTLICHE LEBENSWEISE, das gibt es bitte nicht", so der Pfarrer wörtlich.
Und er berichtet von seinem Erleben bei einer Taufgesellschaft, wo es über das Thema "christliche Lebensweise" eine gewisse Spannung in der Luft gab, weil alle ganz verschiedene Ansichten haben. "Und es wäre sicherlich zu einer Diskussion gekommen, die dann leicht in einen Streit übergegangen wäre. Daher haben alle dieses Thema lieber nicht angeschnitten."
Ein Streit über dieses Thema der Lebensweise werde aber schon im Evangelium berichtet: "Da stritten sich die Juden und sagten wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?" Die Frage nach der ganz persönlichen Lebensweise geht bis ins Zentrum unserer Glaubensgemeinschaft, betonte Maresch. "Wie kann der Glaube - ganz wörtlich jetzt - Lebensmittel sein, wenn es da ja im Evangelium geheißen hat, dass uns Jesus sein Fleisch zum Essen gibt?"
Es gebe kein schönes Modell oder Musterexemplar des idealen Christen. Christsein sei eben nicht gleich Christsein, kann ganz unterschiedlich sein. Der Frage nach der christlichen Lebensweise, berichtet Pfarrer Maresch seiner Gemeinde, sei vor ein paar Jahren eine Studie nachgegangen, die
Sinus-Milieu Studie. In zehn verschiedene Milieus also Lebenswelten sei unsere Gesellschaft unterschieden. Dann wurde die Frage gestellt, in welcher dieser Lebenswelten sich der christliche Glaube am besten behaupten könne. "Nicht überraschend war an erster Stelle die 'Bürgerliche Lebenswelt'. Aber überraschend war, dass das Christentum auch sehr gut in ganz neuen und experimentellen Lebenswelten ankam, die sich erst in den letzten Jahren entwickelt hatten", so Maresch. Doch da gelte das, was in der Urkirche galt: die jungen Christengemeinden wurde damals oft als der "Neue Weg" bezeichnet, eine neue Lebensweise also. "Das gilt auch für unsere heutige Zeit und Gesellschaft für die das Christentum oft etwas ganz Fremdes ist. Und stellen wir uns auch kritisch die Frage: Was heißt eigentlich christlich, oder was heißt christliche Kultur? Was sagt Jesus? Wer mein Fleisch isst, mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe ihn ihm. Es gibt keine größere Nähe als dieses Bleiben in und mit Christus", betont Pfarrer Maresch.
Diese Nähe meine aber auch das Durchhalten das Durchtragen: "Christlicher Glauben ist nicht etwas starres, unbewegliches, sondern ein dynamisches Dranbleiben", muntert der Altsimmeringer seine Gemeinde auf.
"Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben, wie soll, wie kann ich von ihm leben? Das sind ganz entscheidende Fragen für unser Leben, die jede und jeder für sich selbst und persönlich beantworten muss. Denn es geht ja um Gott in meinem Leben, es geht um meine ganz persönliche christliche Lebensweise."