Am Sonntag sei einer der wichtigsten Gründe zum Gottesdienst zu kommen, dass "wir das Wort Gottes hören wollen. Trotzdem gibt es wenig Aufmerksamkeit, weil wird ja die meisten dieser Bibelstellen kennen. Und entscheidend ist, wie eine Stelle vorgelesen oder vorgetragen wird und natürlich auch die Predigten die wir hören", so Pfarrer Christian Maresch.
In der Predigt stellte er dann das Thema Kirche ins Zentrum. "'Kirche ist out!' 'In Scharen laufen die Menschen der Kirche davon!' Das sind typische, unkritisch hinterfragte Schlagzeilen in unseren Medien. Ja, es ist wahr, dass das Wort der Kirche heute nicht mehr selbstverständlich akzeptiert ist. Und es ist auch richtig, dass die Teilnahme an den Gottesdiensten vor allem bei jungen Menschen nachlässt", so der Pfarrer. Das seien natürlich Faktoren, die ihn als Priester nicht kalt lassen "und die mich betroffen machen. Aber ganz ehrlich, wenn wir auf das heutige Evangelium schauen, Jesus ist es oft nicht besser ergangen als uns. Er hat aggressive Ablehnung erfahren. Und letztlich hat diese Ablehnung zu blankem Hass, Folter und Mord geführt. Jesus ist am Kreuz gelandet. Da kann man sich schon fragen, warum sollte es der Kirche heute besser ergehen als Jesus."
Trotzdem gäbe es auch positive Worte über die Kirche, etwa wenn die Kirche ein wegweisendes Wort sagt oder wenn Kirche über die Caritas hervorragende Hilfe leistet. Auch die große Zustimmung und Lob über die kirchlichen Pflegeheime und Krankenhäuser. "Ich selber habe da ganz tolle und lebensrettende Erfahrungen mit den Barmherzigen Brüdern gemacht. Aber all diese positiven Worte und Zustimmungen gilt der Kirche als Verein oder als einer Handelskette mit vielen Filialen. Was ist das göttliche an dieser Kirche?" fragt Pfarrer Maresch in der Predigt.
Kirche sei mehr als ein wirtschaftliches Unternehmen oder ein sozialer Verein. So sei Jesus nicht gekommen, um Beifall und Anerkennung für sich zu ernten, "sondern er ist gekommen, um Menschen zum Glauben zu rufen und das Reich Gottes zu verkünden. Ein Reich, das jetzt und heute, mitten in dieser Welt und in unserem eigenen Leben beginnt. Jesus sucht nicht nach Zuschauern und Jubel, er sucht MitarbeiterInnen für sein Reich der Liebe", betont Pfarrer Maresch.
Heute stoße die Kirche immer öfter auf Widerspruch und Desinteresse. "Wenn die Menschen schon an Jesus Anstoß genommen haben, werden sie das erst recht an einer irdischen Kirche tun, die aus fehlbaren Menschen besteht, oder?" Das sei der größte Unterschied zwischen Jesu und er Kirche: Sünde und Schuld. Und dies zeige sich dort, wo sich die Kirche selbst in den Mittelpunkt stellt, wo sie den Dienst an den Menschen verrät, wo sie Missbrauch in verschiedensten Bereichen zulässt oder ihre Macht über Menschen missbraucht. "Dort überall wird Kirche zu Recht zum Anstoß und zeigt uns die Schwäche und die Sündigkeit dieser Kirche", betont Christian Maresch in seiner Predigt.
Anspruch und Zuspruch in der breiten Bevölkerung und volle Kirchen seien nicht das wichtigste Ziel der Kirche: "Es geht einzig und alleine um das Reich Gottes. Dort, wo Hoffnung bei den Menschen wächst, dort wo wir andere zu dieser Hoffnung ermutigen, dort wo Menschen Liebe schenken und sich versöhnen und auch verzeihen können, dort wo Menschen Frieden finden und auch im Frieden sterben können, dort wird Kirche ihrer ureigensten Berufung gerecht", so der Pfarrer.
Entscheidend zum Thema Kirche sei besonders die ganz persönliche Erfahrung mit Kirche. "Und da kann ich nur für mich sprechen: Bei allen dunklen Seiten der Kirche, ja bei allem Furchtbaren in und um die Kirche, kann ich hier heute an dieser Stelle nur eines sagen: Ich bin dieser Kirche unendlich dankbar für alles, das ich in dieser Kirche und durch Menschen in dieser Kirche erfahren habe. Durch die Kirche habe ich die Bibel kennen gelernt, habe ich Halt und Trost erfahren. Durch die Kirche habe ich echte Gemeinschaft und Freundschaften erfahren und erlebt. Durch die Kirche habe ich zum Glauben an Jesus Christus gefunden und habe ich Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod", predigt Pfarrer Christian Maresch. "Und diese Kirche, von der ich gerade sprach, das sind die Menschen in ihr, das sind wir alle: Danke liebe Kirche!"