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"Auf den Spuren des Apostel Paulus"
© Susanne Stangl

32 Altsimmeringer:innen machen nach der Pandemie-Pause wieder eine Pfarr-Reise. Vom 27. Mai - 3. Juni 2022 geht die Reise nach Griechenland. Die geistliche Begleitung übernimmt Pfarrer Christian Maresch und die Reiseleiterin ist Anneluise Siekierzynski. Ein Reisebericht von Susanne Stangl.

Unser Reiseweg führt vom Norden Griechenlands, Makedonien über Thessalien und Mittelgriechenland in den Süden zum Peloponnes, eine Strecke von über 1.700 km. Teilweise führt der Weg durch fruchtbare Ebenen, in denen Getreide und Reis, Obstbäume und Tabak wachsen, aber auch durch die Bergwelt und entlang von Küstenstraßen. Viele der von uns besuchten Sehenswürdigkeiten zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Von Anfang an begleitet uns Sonnenschein bei unserer Kulturreise durch das antike Griechenland, von der wir sehr viele schöne Eindrücke mit nach Hause genommen haben.  

JASSAS - "Willkommen in Griechenland"
© Susanne Stangl

Freudig und gut gelaunt landen wir am Freitag, 27. Mai 2022   in Thessaloniki. Nach der Begrüßung unserer griechischen Reiseführerin Katharina und unserem Bus-Chauffeur Nicos geht’s gleich los in das Byzantinische Museum. Dieses Museum beherbergt mehr als 2.900 Artefakte aus dem Byzantinischen Zeitalter in Griechenland. Anschließend fahren wir durch die alte Stadt bis hinauf zur Festung Eptapyrgio. Von hier oben haben wir einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt und das Meer.

"Anfänge des Christentums in Europa"
© Susanne Stangl

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir am Samstag, 28. Mai 2022, entlang der Straße "Via Egnatia", eine Straße, die bereits die Römer gebaut haben und Saloniki mit dem Schwarzen Meer verbindet. Wir halten kurz beim Monument des Löwen von Amphipolis. Dieses Denkmal wurde im 4. Jhdt. v. Chr. zu Ehren des von der Insel Lesbos stammenden Admirals Laomedon nahe der antiken Stadt Amphipolis errichtet. Einst war der über 4 m hohe Löwe Teil eines monumentalen Grabmales.

Das nächste Ziel ist die Taufstelle der Lydia. Der Wallfahrtsort befindet sich am Zygaktis-Fluss, westlich der antiken Stadt Philippi. Als der Apostel Paulus auf seiner Missionsreise nach Philippi kommt, hört Lydia ihm bei der Predigt aufmerksam zu und lässt sich anschließend von ihm taufen. Lydia war demnach die erste Christin auf dem europäischen Kontinent. An der überlieferten Stelle ihrer Taufe wurde eine kleine Kapelle erbaut und ist heute noch ein wichtiger Pilgerort für Gläubige aus der ganzen Welt.

Nach der verdienten Mittagspause geht die Fahrt weiter zur archäologischen Ausgrabungsstätte Philippi. Die Reste der Mauern der Akropolis, Basilika, Tempel, Forum Romanum, Wohngebäude mit schönen Mosaikböden, Latrinen und Thermen sind zu besichtigen. Das Amphitheater wurde restauriert und am Rande der Ausgrabungen treffen wir wieder auf die Römerstraße Via Egnatia. Wir sehen auch die Überreste des Gefängnisses, in dem der Apostel Paulus angeblich festgehalten wurde, als er hier bei seinem ersten Besuch um 49 n. Chr. in Europa ankam, um zu missionieren. Trotz des unfreundlichen Empfanges gründete er hier seine erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden. Und an diese Gemeinde schrieb er später den "Brief an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind" (Phil 1,1).

Unser heutiger letzter Programmpunkt ist die Hafenstadt Kavala. Hier betrat der Apostel Paulus erstmals europäischen Boden. Daran erinnert bei der Kirche Agios Nikolaos ein Mosaik-Denkmal, das die Ankunft des Apostels am Hafen zeigt. Nach kurzem Stadt-Spaziergang machen wir Kaffeepause in einer Taverne mit schönem Blick auf den Hafen. Dann geht’s zurück zum Hotel, wo wie den Abend im 8. Stock der Hotel-Bar ausklingen lassen.

"Königsgräber" und "Paulus-Denkmal"
© Susanne Stangl

Abschied von Thessaloniki am Sonntag, 29. Mai 2022. Nach der Feier der Hl. Messe in der römisch-katholischen Pfarrkirche "Zur unbefleckten Empfängnis" fahren wir nach Vergina zu den mazedonischen Königsgräbern. In einem mit Gras überwachsenen Erdhügel, der den ursprünglichen alten Grabhügel nachahmt, befindet sich der Eingang in das archäologische Museum. Es ist finster und das Auge muss sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Eine beeindruckende Unterwelt. In einer Vitrine ist das Modell des Grabes König Philipp II dargestellt, damit man sich das tatsächliche Aussehen vorstellen kann. Einige Stufen hinunter führen uns vor das Tor der mächtigen Grabkammer. Es wirkt wie ein Eingang zu einem Palast oder Tempel. Desweiteren sehen wir ein etwas kleineres Prinzengrab (man vermutet, dass dies das Grab des Sohnes von Alexander des Großen ist) und das Persephone-Grab. In Vitrinen befinden sich beeindruckende Gold- und Silberschätze, die als Grabbeigaben bei den Ausgrabungen gefunden wurden.

"Im Himmel schwebende Klöster" und "Tsipouro-Schnaps"

Ausgeruht – und das erste Mal ohne Klimaanlage geschlafen – beginnt der Montag, 30. Mai 2022. Heute stehen die berühmten Meteora-Klöster am Programm. Wie eigene mystische, kleine Welten erheben sich die Klöster in den Himmel.  Sie wurden von Mönchen vor Jahrhunderten auf  hohen Sandsteinfelsen errichtet, um Gott nahe zu sein. Der Name Meteora leitet sich von altgriechisch "meteoros", zu deutsch "in der Luft schwebend" ab.

© Susanne Stangl

Dieser Name beschreibt die Lage der Klöster, die bei dunstiger Luft manchmal zu schweben scheinen. Die Klöster waren früher nur mit Strickleitern und Seilwinden zu erreichen. Heute führt uns der Weg über eine Brücke und viele Stufen den Berg hinauf und so gelangen wir zum Kloster Varlaam. Die Klosterkirche ist reich geschmückt mit Mosaiken und kunstvollen Wandmalereien. Auch Reste des Aufzuges, der aus Seil und Netz bestand, sind noch zu sehen. Als zweites besuchen wir das Nonnenkloster Roussanou, es ist der Hl. Barbara gewidmet. Dieses ist kleiner, aber ebenso mit sehenswerten Fresken geschmückt. Außerdem hat man von hier aus einen wundervollen Ausblick über die Stadt Kalambaka. Auch auf der Weiterfahrt mit dem Bus können wir noch lange die bizarren Gebilde der Felsen bewundern.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen im Schatten einer griechischen Taverne besuchen wir das Weingut und Destillerie "Tsilili". Nach einer Führung durch die Produktionshallen verkosten wir Sekt, Weiß-, Rose- und Rotweine und zum Schluss auch den berühmten "Tsipouro". Bei diesem Schnaps handelt es sich um einen Tresterbrand. Tsipouro gibt es mit oder ohne Anis-Geschmack. Gut gelaunt und mit einigen gekauften "Mitbringseln" geht’s mit dem Bus weiter nach Arachova zu unserem Hotel. Arachova ist ein Bergdorf, das in einer Höhe von 950 m am Hang des Parnassos-Massivs liegt. Man glaubt es kaum, aber im Winter kann man hier Ski fahren. Inmitten von Tannen und schneebedeckten Spitzen, mit Pisten in Höhe von bis zu 2260 m, liegt das größte Skizentrum Griechenlands.

© Susanne Stangl

Vor der Mittagspause steht noch die Besichtigung der byzantinischen Klosteranlage Osios Loukas am Programm. Im 10. Jhdt. gründete der Eremit Lukas an der Stelle des heutigen Klosters eine Einsiedelei. Kern der Klosteranlage sind zwei Kirchen, das Katholikon (dem Seligen Lukas gewidmet) und die Panagia-Kirche (der Hl. Barbara gewidmet). Bemerkenswert sind die Fresken und die goldenen Mosaike aus dem 11. Jhdt. Unterhalb des Katholikons ist die Krypta mit dem Sarkophag des Seligen Lukas. Im ehemaligen Refektorium ist heute ein Museum untergebracht ist.

"Epidauros - Korinth - Mykene"

Am Morgen vom Mittwoch, 1. Juni 2022, genießen wir das Frühstück auf der Terrasse, denn heute haben wir viel vor, am Programm stehen drei wichtige antike Ausgrabungsstätten.

© Susanne Stangl

Als erstes fahren wir nach Epidauros, dem Kur- und Wallfahrtsort der Antike, der dem Gott Asklepios (Gott der Heilkunst) geweiht ist. An den Resten der Ausgrabungen kann man mit gutem Vorstellungsvermögen den Asklepios Tempel, das Krankenhaus, das Gästehaus, das Stadion uvm….erkennen. Am besten erhalten ist das antike Theater, hier fanden bis zu 14.000 Zuschauer Platz und es wird noch heute für klassische Aufführungen genutzt. Besonders beeindruckend ist die hervorragende Akustik des Theaters. Dank seiner Konstruktion versteht man selbst in den obersten Plätzen in 22 Metern Höhe noch jedes Wort klar und deutlich. Wir haben es ausprobiert und es hat geklappt! Jede Aktivität, die in Epidauros stattfand, war darauf ausgerichtet, Geist, Körper und Seele in Einklang zu bringen. Zunächst badete der Patient in einem der heiligen Brunnen und Bädern und brachte den Göttern ein Opfer dar. Die erste Nacht wurde im Abaton, dem Tempel des Gottes Asklepios verbracht. Im Traum sollte der Gott der Heilkünste persönlich dem Leidenden eine Heilmethode vorschlagen. Sodann wurde ein Priester aufgesucht, mit dem das Heilungsverfahren besprochen wurde. Hier kamen neben medizinischen und meditativen Ansätzen auch der Besuch des Theaters in Betracht, aber auch das Verfolgen sportlicher Wettkämpfe im Stadion. Während der Kur in Epidauros lebten die Patienten im Gästehaus. Bei vielen der Patienten war die Kur ein Erfolg und es trat ein Heilungseffekt ein. Abschließend gibt es noch einen kurzen Rundgang durch das archäologische Museum und dann fahren wir zur nächsten Ausgrabungsstätte.

Korinth war einst eine der wichtigsten Hafen- und Handelsstätte der Antike und auch Wirkstätte des Apostel Paulus. Im Zentrum vom Marktplatz, der Agora, ist die Redner-Tribüne (Bema) zu erkennen, wo der Apostel Paulus den Korinthern das Christentum verkündete. Später schrieb er ihnen die Korinther-Briefe, die wir aus der Bibel kennen. Vom Tempel des Apollon stehen noch sieben größere Säulen und die Lechaion Straße muss man sich als Einkaufsmeile mit vielen Geschäften vorstellen. Hier spielte sich das gesamte öffentliche Leben der Stadt ab. Wir spazieren weiter durch die Ausgrabungsstätte, das Wetter ist drückend heiß und wir freuen uns schon sehr auf die Mittagspause in einer schattigen Taverne.

"Akropolis-Museum" und "Akropolis"
© Susanne Stangl

Am Donnerstag, 2. Juni 2022, verlassen wir das Hotel in Tolon auf dem gleichen Weg, wie wir angekommen sind. Die Koffer werden von einem kleinen Lieferwagen zum Bus gebracht und wir gehen durch die Terrasse zum Strand und dann dem Meer entlang bis zum Parkplatz. Etwas ungewöhnlich, aber ein noch kühler Morgenspaziergang, wo wir vom Meer Abschied nehmen. Es geht zur Hauptstadt Griechenlands, nach Athen. Als erstes steht das Akropolis-Museum am Programm. Die Architektur und die Konzeption des Museumbaus sind wirklich sehenswert. Der Schweizer Architekt Bernard Tschumi hat den 2009 eingeweihten Bau über die Ausgrabungen eines antiken Stadtviertels auf stählerne Träger gestellt und viel begehbares Glas in den Boden, die Decken und die Rampe eingefügt. Selbst aus der obersten Etage blickt man noch auf die antiken Mauern. Im Erdgeschoss befindet sich eine Rampe, welche in die oberen Ebenen führt. Diese Rampe symbolisiert den Aufstieg zu Fuß zum Akropolis-Plateau. Im Museum sind nur Exponate ausgestellt, die von der Akropolis und deren Hängen stammen und dort gefunden wurden. Viele der gezeigten Skulpturen und Statuen sind frei aufgestellt und man kann sie von jeder Seite aus gut betrachten. Im Obergeschoss befindet sich das Herzstück des Museums, die Parthenon-Halle. Den Parthenonfries auf Augenhöhe, die Metopen hoch über dem Kopf, umschreiten wir den in seinen Originalproportionen symbolisch nachempfundenen Parthenon. Durch die riesigen Glasfenster hat man die Möglichkeit, zwischendurch immer wieder einen Blick auf den nur 300 m entfernt liegenden echten Tempel zu werfen.

Gut vorbereitet durch den Museumsbesuch gehen wir nun zur Akropolis, dem großen Burgberg, im Herzen von Athen. Über eine hohe Steintreppe, vorbei am Nike-Tempel, erreichen wir die Propyläen. Dieser Torbau und auch der Nike-Tempel sind schon beeindruckend, aber der Höhepunkt ist ohne Zweifel der Parthenon mit seiner imposanten Größe und seinen mächtigen Säulen. Der Tempel befindet sich an der höchsten Stelle der Akropolis und ist der Göttin Pallas Athene geweiht. Im Inneren befand sich einst eine Statue der Göttin aus Bronze und Elfenbein. Der fotogenste Tempel ist das Erechtheion mit seinen Karyatiden, das sind sechs Mädchenfiguren, die mit ihren Köpfen das Portikus-Dach tragen. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt Athen und beim Rundweg sehen wir das Theater des Dionysos und das Odeon des Herodes Atticus. Einen kurzen Halt machen wir am Areopag, dies ist ein 115 Meter hoher Felsen am Fuße der Akropolis. In der Antike tagte hier der oberste Rat. Auf seiner Reise kam der Apostel Paulus auch nach Athen und hielt hier an dieser Stelle seine berühmte Rede vor den Athenern (Apg. 17, 16-34), daran erinnert eine Gedenktafel, die am Felsen angebracht ist. Den heutigen Tag beschließen wir mit einem Spaziergang in der Plaka (Altstadt) und dann fahren wir in unser Hotel.

"Kap Sounion"

Früh verlassen wir am Freitag, 3. Juni 2022, Athen und fahren entlang der Küste zum südlichsten Punkt der Halbinsel Attika, zum Kap Sounion. Die Landspitze ragt hoch über das Mittelmeer und fällt an drei Seiten steil in die Tiefe. Wir haben einen wunderschönen Panoramablick auf die umliegenden Inseln der Ägäis. Auf einer künstlichen Terrasse stehen noch heute die Überreste des Tempels des Poseidon, dem griechischen Gott des Meeres. Der Tempel wurde im 5. Jhdt. v. Chr. errichtet und diente Seeleuten als Opferstätte, um den grimmigen Meeresgott milde zu stimmen und um eine gute Reise zu bitten. Leider hatten wir einen sehr stürmischen Tag und wir mussten aufpassen, dass wir nicht vom Wind verblasen wurden. Der Sturm wütete auch im Meer und die weiße Gischt peitschte an den Felsen hoch. Die Legende des Kap Sounion besagt, dass sich angeblich der König Ägeus hier ins Meer gestürzt haben soll. Er wartete auf die Rückkehr seines Sohnes Theseus vom Kampf gegen den Minotaurus und als er dessen Schiff mit schwarzem Segel sah, dem vereinbarten Zeichen, dass Theseus in Kreta gefallen war, nahm er sich das Leben. Leider hatte Theseus im Siegesrausch nur vergessen, die schwarzen Segel gegen weiße zu tauschen und so starb sein Vater auf Grund eines Missverständnisses. Deswegen wurde die "Ägäis" nach dem unglücklichen König benannt.

Mit der Besichtigung von Kap Sounion und dem anschließenden Gruppenfoto endete unsere Griechenland-Kulturreise. Es war noch Zeit für einen letzten Kaffee und dann folgte der Transfer zum Flughafen. Wir haben viel gesehen, sind ein bisschen müde von den vielen neuen Eindrücken und kommen gesund und gut wieder nach Wien zurück.

(st)




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