"In der Fastenzeit, die am Aschermittwoch, 22. Februar begonnen hat, wird in unserer Pfarrkirche St. Laurenz jeden Freitag eine Kreuzweg-Andacht gehalten", erläutert Diakon Schramml. "Die erste haben wir dem Gebet um Frieden in der Ukraine gewidmet und dazu Vertreter aller Religionen eingeladen. Ich freu mich sehr, dass dieser Einladung so viele Menschen gefolgt sind, St. Laurenz war voll besetzt." Unter den Betenden war auch der Superintendent der evangelischen Kirche, Matthias Geist.
Sechs der vierzehn Stationen des Kreuzweges wurden ausgewählt und gemeinsam gebetet, sie wurden von den katholischen Pfarren Altsimmering und Kaiserebersdorf, von der evangelischen Glaubenskirche Simmering und von den Schwestern der schmerzhaften Mutter (Kloster Simmering) gestaltet. Die jeweilige Bibelstelle wurde von Ukrainerinnen, die im letzten Jahr nach Simmering geflüchtet waren, auf Ukrainisch und von einer Vertreter:in der jeweiligen Pfarrgemeinde auf Deutsch vorgetragen. In ähnlicher Weise war auch die musikalische Umrahmung zweisprachig und bestand aus ukrainischen und deutschen Liedern. Bildlich dargestellt waren die ausgewählten Stationen mit biblischen Erzählfiguren, gestaltet von Renate Stingl.
Zur Darbietung der ukrainischen Lieder hatten 13 Teilnehmerinnen des Deutschkurses, der seit April 2022 einmal wöchentlich in der Pfarre Altsimmering stattfindet, einen Chor gebildet. Zu Beginn und zum Abschluss der Feier trugen sie - sichtlich bewegt - die ukrainische Nationalhymne vor. Die Ukrainerinnen nutzten die Gelegenheit auch, um sich für die Aufnahme und gute Betreuung in Simmering zu bedanken: "Wir haben nach einer anstrengenden Flucht nach Wien Franz Schrammel und sein Team kennen gelernt, die uns herzlich aufgenommen und bei allen Dingen, die wir beim Ankommen gebraucht haben, sehr geholfen haben", so Olena.
"Am Tag des Einmarsches der russischen Truppen in die Ukraine war ich gerade in meiner Heimat Prag", erinnerte sich Pfarrerin Anna Kampl in der kurzen Ansprache bei der von ihrer evangelischen Gemeinde gestalteten vierten Station. "Der Wenzelsplatz war voller Menschen, die ukrainische Nationalhymne wurde gesungen, die Betroffenheit war groß. Heute vor einem Jahr hat der Krieg begonnen. Durch einen Angriff Russlands. Wir spüren unsere Ohnmacht, wir sind weit weg. Dennoch strecken wir unsere Hände aus und versuchen zu helfen. Hier in unserem Bezirk Simmering gibt es viele Menschen, die - so wie Simon Jesus das Kreuz tragen geholfen hat -, anpacken."
Sr. Susanna von den Schwestern der schmerzhaften Mutter erinnerte bei der Station "Jesus stirbt am Kreuz" mit eindrucksvollen Vergleichen an die vielen, im Ukraine-Krieg Gefallenen. "Im letzten Jahr sind auf jeder Seite etwa 100.000 Soldaten getötet worden, das entspricht etwa der Einwohnerzahl Innsbrucks – also einmal Innsbruck auf der einen und einmal Innsbruck auf der anderen Seite getötet."
In den abschließenden Fürbitten, die wieder zweisprachig vorgetragen wurden, wurde insbesondere für diese Toten und alle anderen, vom Krieg Betroffenen gebetet.