Das Nachtmahl ist eine Initiative, wo Frauen und Männer für alle kochen, die bedürftig sind, egal ob sie obdachlos sind oder nicht. "Es ist erstaunlich dass es nach zehn Jahren immer noch funktioniert, wie zu Beginn, und mich als Pfarrer freut das", so Pfarrer Christian Maresch, der, wie es sich für einen Pfarrer gehört, eine Predigt bei einem kleinen Wortgottesdienst im Garten des Pfarrhauses hält, bei dem auch für zwei kürzlich verstorbene langjährige Gäste gebetet wird. "'Wer ist mein Nächster?' fragt ein Schriftgelehrter im Evangelium, und Jesus gibt eine Antwort, wie sie auf den aktuellen Wahlplakaten nicht zu finden ist", ist Maresch hoch aktuell. "Eines muss vorweg gesagt werden, der Erfinder dieser Plakate hat die Bibel und das Evangelium nicht gelesen, denn die Antwort auf den Plakaten ist für uns Christen einfach falsch", so Pfarrer Maresch. Nächstenliebe heiße beistehen und helfen, egal wer der Mensch ist, der mich brauche, egal woher er komme, welcher Rasse er angehöre, welche Sprache er spreche oder welcher Religion er angehöre. "Mit dem Beispiel des Samariters im Evangelium sagt Jesus ganz deutlich, was er zur Frage nach dem Nächsten zu sagen hat", predigt Pfarrer Maresch. "Und ich als Pfarrer von Altsimmering sehe dieses Simmeringer Nachtmahl auch in dieser Tradition", betont er.
Franz Schramml, Diakon in Altsimmering, erzählt dann die Geschichte, wie alles am 2. September 2003 begann. Zum ersten Simmeringer Nachtmahl gab es Linsen mit Semmelknödel und 17 Menschen kamen um gemeinsam zu essen. Seither wird jeden Dienstag gekocht und viele Menschen tragen dazu bei, vor allem mit Geld, wie Maria Zahnt betont, "mit dem wir Lebensmittel, die wir benötigen, kaufen können." Sie mache diese Arbeit gerne, "einfach weil ich gerne koche und weil es mir gut tut, etwas für andere zu tun", sagt sie. Dass so viele mithelfen sei nicht selbstverständlich, "aber es ist schön und es macht uns großen Spaß". Ohne das Team um Maria Zahnt wäre es nicht möglich, dass es seit zehn Jahren ein Simmeringer Nachtmahl gibt. Einige helfen beim Kochen mit, andere tragen die schweren Sachen, also eine gute Arbeitsteilung.
Und wieder andere unterstützen die soziale Arbeit mit Gemüse, wie der Gärtner Hans Kasehs mit seinen Söhnen, die Gemüse für das Nachtmahl spenden. Warum er das mache, sei einfach, erklärt er: "Es ist Solidarität. Und mit meinem Gemüse ein soziales Werk zu unterstützen, das so weitergeführt werden kann, ist uns wichtig. Wir unterstützen gerne die Menschen, die Hilfe brauchen", so der Gärtner.
Ein Schmunzeln geht durch die Reihen der insgesamt 80 Gäste beim Fest im Simmeringer Pfarrgarten, als Franz Schramml das traditionelle Schnitzelessen zu Weihnachten erwähnt, "zu dem bis zu 90 Menschen kommen und eine gute Weihnachtsmahlzeit genießen". Dabei erwähnt der Diakon auch viele, die auf eigene Geschenke verzichten, und stattdessen um eine Spende für das SImmeringer Nachtmahl bitten. "Auch so füllt sich die Essenskassa, die nötig ist", so Schramml.
Bevor es zum Festessen geht, das aus Gurkensuppe, gegrillten Koteletts, Käsekrainern und Bratwürsten mit Gurkensalat, Paradeissalat und Brot sowie köstlichen Kuchen als Nachspeise besteht, sagt Diakon Schramml allen Danke, besonders Pfarrer Christian Maresch, dem diese Hilfe ein Anliegen ist und der "trotz seiner vielfältigen Aufgaben fast jeden Dienstag hier im Pfarrzentrum beim Nachtmahl vorbeischaut".
So traurig es ist, dass ein soziales Abendessen nötig ist, so schön und wertvoll ist es auch, dass es die Initiative des Simmeringer Nachtmahls gibt. Für Spenden sind die Initiatoren rund um Diakon Franz Schramml dankbar. Kontaktieren Sie dazu einfach die Pfarrkanzlei Altsimmering: 1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 157-159, Tel.: 769 69 32.