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Ausstellung "ent - bloß - gestellt"
© Karl Schnell

Dem Thema Kirche und Leiblichkeit stellt sich eine Ausstellung mit Künstlergespräch in der Langen Nacht der Kirchen am Freitag, 29. Mai 2015, in Altsimmering (11., Kobelgasse 13). Bilder von Karl Schnell regen zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem Thema Nacktsein an.

Viele Menschen werden gewaltsam entblößt oder bloßgestellt. Am eindrucksvollsten ist das in der 10. Kreuzwegstation "Jesus wird seiner Kleider beraubt" dargestellt. Ein zweites Bild kommt im Jahr des Gedenkens an 70 Jahre Kriegsende in den Blick: Am 6. Mai 1945 wird das Grauen des Naziregimes bei der Befreiung von Mauthausen sichtbar. Auch hier wurden Menschen ihrer Kleider, ihrer Würde und letztlich ihres Lebens beraubt.

Demgegenüber steht das "Sich entblößen" als eine freie Entscheidung von Menschen, die sich annehmen wollen, wie sie sind, wie Gott sie geschaffen hat.
In der Kirche ist "Nacktsein" eine Tradition, viele Heilige werden nackt, entblößt gezeigt, viele Martyrien, die dargestellt werden, zeigen eine eigene Art von Voyeurismus, wenn abgetrennte Körperteile dargestellt werden, etwa bei der Hl. Agatha von Catania, der die Brüste abgeschnitten wurden. In der Volksfrömmigkeit hat sich ein Brauchtum entwickelt, das dieses Martyrium in Erinnerung hält, so wird beispielsweise Agathenbrot in Form kleiner Brüste gebacken, das am 5. Februar oder an dessen Vorabend gesegnet wird, es schütze vor Fieber und Krankheiten der Brust und helfe gegen Heimweh, das ja oft wie Feuer brennt.

Bilder des Lebens
© Karl Schnell
Karl Schnell gilt als der "Botschafter des Menschseins".

Die Kirche setzt sich für die Würde des Menschen ein und stellt sich gegen das einfache "zur Schau stellen". Auch daher hat sich in den letzten Jahrhunderten der Vorwurf entwickelt und gehalten, die Kirche sei leibfeindlich. Viele Menschen bewundern Bilder der Maria lactans, der stillenden Gottesmutter Maria, die Jesus die Brust gibt. In unserer aufgeklärten Gesellschaft aber wird diskutiert, ob eine Mutter in der Öffentlichkeit ihr Baby stillen darf.

Was bedeutet Nacktheit, wie sie in der Bibel im Buch Genesis geschildert wird, heute? Was bedeutet sie in der Kunst, warum ist es wichtig, sich selbst, seinen Körper mit all den schönen aber auch den nicht so schönen Seiten anzunehmen?
"Der Botschafter des Menschseins" (© NÖN) Karl Schnell, der sein Atelier im Haus der Pfarre Altsimmering hat, beschäftigt sich in seinen Bildern mit Menschen, die unterschiedliche Stimmungen des Lebens darstellen: Dabei geht es um Bilder des Lebens, Entscheidungen, Kreuzungspunkte des Lebens, Sorgen, Nöte und Krankheit und vom frei sein wollen. In den Bildern Karl Schnells wird die Entscheidung des "bloßstellens" in neuer Weise vor Augen geführt, weil Körper, Geist und Seele zusammenspielen.

In der Langen Nacht der Kirchen wird Karl Schnell um 19.00 Uhr nach der Eröffnung der Ausstellung durch seine Bilder führen. Um 19.30 Uhr treten Karl Schnell und der Moraltheologe Gunter Prüller-Jagenteufel in ein Gespräch ein, das dem Thema "Kirche und Leiblichkeit – ein Dissens? gewidmet ist.





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