Am Titelblatt der 52. Ausgabe der Bezirkszeitung Simmering ist Pfarrer Christian Maresch mit seinem Weihnachtsinterview zu finden. Wir dokumentieren das gesamte Interview.
BZ SIMMERING. Woran erinnern Sie sich, wenn sie an Weihnachten in Ihrer Kindheit denken?
Ich wartete mit meinen drei Geschwistern auf das Christkind, nicht auf den Weihnachtsmann. Das war damals noch der Nikolaus und der kam am 6. Dezember. Meine Geschwischter und ich warteten am 24. sehnsüchtig auf das Glockerl, das uns endlich erlaubte, den Christbaum mit dem Engelshaar und unsere Geschenkspackerln zu sehen. Das war ein Fixpunkt, genauso wie der Gang in die Mette, sobald wir alt genug waren.
Ich erinnere mich, dass man schon sehr lange vorher dort sein musste, um einen Sitzplatz zu bekommen. Das hat sich bis heute nicht geändert: Bei unseren Christmetten ist die Kirche immer voll. Übrigens, was mich erstaunt und sehr freut: Auch die Roratemesse, die Mittwoch um 6 Uhr stattfindet, ist gut besucht!
Gibt es heuer einen besonderen Schwerpunkt in Ihrer Pfarrgemeinde?
Ja, die Flüchtlingsarbeit. Wir haben selbst ja keine Flüchtlinge in den Simmeringer Pfarren. Aber es wurde und wird fleißig gespendet und wir als Pfarre haben bereits Wohnungen für Flüchtlinge organisiert, die von der Pfarre versorgt werden.
Fixpunkt ist natürlich auch das ständig bei uns eingerichtete Simmeringer Nachtmahl, bei dem Essen an Bedürftige ausgegeben wird. Das findet immer dienstags statt. Da gibt es natürlich auch eine Weihnachtsfeier. Im Jänner wird auch eine Wärmestube öffnen.
Was bedeutet "Herbergssuche in Altsimmering"?
Diakon Franz Schramml gründete mit der Pfarrcaritas die "Herbergssuche in Altsimmering", um noch mehr Wohnungen für Flüchtlinge anmieten zu können. Als Gründungsdatum wurde der 15. November 2015, der Gedenktag des Hl. Leopold, gewählt. Damit will man konkret dem Auftrag von Papst Franziskus folgen, dass jede Pfarrgemeinde eine geflüchtete Familie aufnehmen soll. Spenden sind hier ebenso willkommen wie ehrenamtliche Mithilfe.
Wie verbringen Sie den Hl. Abend?
Für mich ist der 24. Dezember natürlich ein Arbeitstag, der selten vor halb Drei in der Früh endet. Das wird auch heuer so sein. Nach dem Nachmittagsgottesdienst in St. Laurenz begrüße ich traditionell alle Besucher persönlich am alten Kirchenplatz. Man steht bei einem Punsch zusammen, lauscht den Turmbläsern.
Danach bin ich von der schwedischen Familie, die bei mir im Pfarrhaus wohnt, zur Weihnachtsfeier und zum Essen eingeladen. Die Gastgeberin Anna macht eine Weihnachtsgans.
Um 22 Uhr gibt es eine Messe im Kloster, danach komme ich um 22.30 zum Chorgesang nach St. Laurenz zurück und feiere hier die stets gut besuchte Mette um Mitternacht.
Im Pfarrsaal findet danach ein Punschtrinken der Pfarrjugend mit der Gemeinde statt. Der 24. Dezember ist für uns in Alt Simmering ja einer der ganz großen Höhepunkte des Jahres. Am 25. Dezember klingt mit dem Weihnachtsgottesdienst (St. Laurenz um 9 Uhr, St. Josef 10 Uhr) dann das Frohe Fest stimmungsvoll aus.
Haben Sie für die bz-Leser eine persönliche Weihnachtsbotschaft?
Weihnachten bringt uns die Botschaft von Frieden und Toleranz. Es soll uns erinnern, unsere demokratischen Werte hoch zu halten und Pluralität zuzulassen, weil sie uns bereichert. Respekt und Liebe bringt uns weiter, als Misstrauen und Furcht.