Das Jugendland war und ist eine Altsimmeringer Institution. Es gab einige Versuche, es in der Diözese zu kopieren, aber nur in Altsimmering blieb es, was es war: ein Treffpunkt für Jugendliche und ein Stück Heimat in der Kirche. Joe Farrugia, heute Pfarrer der Wiener Votivkirche, hatte es vor 47 Jahren gegründet: "Das Jugendland besteht nicht aus Gebäuden, sondern aus den Menschen und so bleibt es lebendig und wird nicht abgerissen wie das Gebäude." Die Hauptidee der Gründung sei gewesen, den Firmlingen einen Ort zu schaffen, wo sie bleiben können. Und "die Pfarrbevölkerung wurden animiert, dass sie die Jugendlichen aufnimmt, damit die jungen Menschen am Ende der Firmung wissen, hier ist mein Platz, denn die Jugendlichen waren schon in der Vorbereitung auf das Fest in die Pfarrgemeinde als Ganzes integriert", erinnert sich Pfarrer Farrugia. Begonnen hatte alles mit einer Jugendgruppe, die die schwierige Zeit von Pfarrer Tremmel und Dolana überstanden hatte.
Renate Gattringer, Jugendclubleiterin der ersten Stunde, erinnert sich an den ersten Jugendclub "Adam und Eva" im neuen Jugenland: "Wir wollten die Welt verändern, wie alle in dem Alter. Die Jungschar sollte weitergeführt werden. Mit meinem damals zukünftigen Mann begannen wir einen Jugendclub, in den wir die Mädchen und Burschen der Jungschar führten. Aber auch ein zweiter Jugendclub entstand: "Als 'ChriKo - Christen konkret' wollten wir die Welt verändern. Wir haben ein Stück dieses Gefühls mitgenommen ins eigene Leben", so Renate Gattringer. In ihr herrsche keine große Wehmut wegen der Räume, denn das Jugendland hänge nicht an Räumen, und neue Jugendliche werden etwas anderes brauchen und auch machen, ist sie zuversichtlich.
Für viele Generationen an Jugendlichen war das Jugendland ein Stück Heimat und zugleich der Ort des Kennen- und Liebenlernens. So für Maria und Josef Ponecz, eine Liebesgeschichte, die das Jugendland schrieb. Das Jugendland war für Josef Ponecz eine zweite Heimat. Am 4. Oktober 1976 haben sich Maria und Josef Ponecz im Jugenland kennen gelernt: "Joe (Farrugia) war schuld daran. Eines Abends im Jugendland habe ich Maria kennen gelernt und so ging das Leben los.
"Ich bin von Malta nach Wien ins Jugendland gekommen und auch für mich wurde es Heimat, und meinen Josef habe ich auch hier kennen gelernt"; sagt Maria Ponecz. Max Sutrich, Jugendlandvorsitzender, meinte, dass dann wohl das Fest zur bevorstehenden goldenen Hochzeit auch vom Jugendland ausgerichtet werden müsse.
Max Sutrich betont, dass es nach dem Abriss eine spannende Zeit sein werde: "Die Herausforderung wird die Übergangszeit sein. Aber für uns steht die Jugendlandarbeit und nicht das Gebäude im Mittelpunkt." Im Gespräch betont Max Sutrich die große Dankbarkeit der Pfarre und besonders Pfarrer Christian Maresch gegenüber: " Wir sind dankbar für die Möglichkeit, die der Jugend in der Pfarre geboten wird, das ist nicht selbstverständlich."
Pfarrer Christian Maresch und sein stellvertertender Vorsitzender im Pfarrgemeinderat, Bernhard Wieczorek erinnern beide an die Veränderungen, die sich in der Kirche tun: "Wir müssen gut und realistisch in die Zukunft gehen, daher auch die Entscheidungen für die baulichen Veränderungen in der Pfarre. Und den Jugendlichen geben wir als Pfarre weiter Raum und Begleitung."
Der Abriss füge dem Jugendland keinen Schaden zu, betont Bernhard Wieczorek, auch wenn das Gebäude gehe: "Die Menschen bleiben, das ist wichtig. Und die neuen Möglichkeiten, die das neue Jugendland haben wird, werden sicher auch im Entwicklungsraum helfen, Kirche wieder neu attraktiv zu machen."
Das Abrissfestl begann in der Altsimmeringer Pfarrkirche St. Laurenz mit einer Jugendmesse. Pfarrer Christian Maresch, Kaplan Krystian Podgórni, Diakon Franz Schramml und Diakon und Pastoralassistent Thomas Schmid feierten mit der Pfarrgemeinde in einer übervollen Pfarrkirche.
"Das sogenannte Jugendland war sein vielen Jahrzehnten ein fixer Bestandteil unserer Pfarre. Unter Pfarrer Franz Merschl wurde der Keller des Pfarrhofes zum Jugendland umgebaut. Mit dem damaligen Jugendkaplan Joe Farrugia hat das Jugendland eigentlich erst zu leben begonnen", begrüßte Pfarrer Maresch die Gottesdienstgemeinde, die aus vielen ehemaligen Jugendlandmitgliedern bestand.
Es sei ein Paradies für junge Menschen mit dem Jugendland entstanden. Viele Priester und auch Diakone haben das Jugendland geprägt, und sind vom Jugendland geprägt worden.
Kurz fasste der Pfarrer die Geschichte der Ereignisse der vergangenen Jahre zusammen, die in das heutige Abrissfestl münden. Nach dem Auszug der Pfarre, des Kindergartens und des Jugendlandes wird das Haus heuer abgerissen und dann beginnt der Neubau. "Und auch das Jugendland wird für kurze Zeit ins Hous Kobelgasse 13 übersiedeln, bis das neue Haus der Pfarre fertigstellt ist. Das Verlassen des alten Gebäudes ist ein großer Einschnitt in die pfarrliche Jugendarbeit. Feiern wir diesen Jugendgottesdienst dankbar zurückschauend auf die Vergangenheit und hoffnungsvoll und freudig auf die Zukunft hinschauend", so Pfarrer Maresch.
Die Predigt im Gottesdienst hatte Pastoralassistent Thomas Schmid - IVL - übernommen. "Gott steht an der Seite derer, die sich für andere einsetzen", so der Diakon. Und er erinnerte sich, dass das Jugendland auch für seinen Weg zur Kirche wichtig gewesen sei. "Erst mit der Firmung und mit den regelmäßigen Besuchen des Jugendlandes bin ich näher mit der Kirche in Kontakt gekommen, davor hat mich das nicht interessiert. Ich war auch einige Jahre Vorsitzender des Jugendlandes und habe die Festschrift '20 Jahre Jugendland Altsimmering' geschrieben. Auch das ist mittlerweile 27 Jahre her." Und in seiner Predigt kam er auf den Abriss zu sprechen: "Wenn wir heute Abrissfest feiern, dann verliert eine Teilgemeinde von Altsimmering vorübergehend ihre angestammte Heimat in der Pfarre. Und trotzdem haben die Jugendlichen Unterstützung, ja Verbündete in der Pfarrgemeinde."
Auch Radio Klassik Stephansdom - Redakteurin Stephanie Jeller berichtete am 27. Juni über das Abrissfestl in einem Beitrag, dein Sie hier nachhören können.