Dokumentation der Predigt von Pfarrer Christan Maresch zum Hochfest Fronleichnam am Donnerstag, 15. Juni 2017.
Liebe Christinnen! Liebe Christen! Liebe Pfarrgemeinde! Liebe Gäste!
Heute feiern wir hier mitten in Simmering unter freien Himmel das Fest des Lebens. Wir öffnen unsere Kirchentüren und gehen hinaus in die Welt. Wir gehen hinaus, feiern hier am Rodelhügel mitten in Simmering unter freien Himmel Eucharistie und dabei ziehen wir - das Zeichen des heiligen Brotes in unserer Mitte - über die Straßen und Plätze nach St. Josef, um dort dann den feierlichen Segen zu empfangen. So eine Prozession ist nicht nur bloß ein frommes Getue, nein, damit erfüllen wir unseren Auftrag als Christen, den wir schon in der Taufe erhalten haben, hinaus zu gehen in die Welt und den Menschen von Gottes großer Liebe zu erzählen, ihnen diese auch vorzuleben.
Wir sind heute hier feierlich unter freien Himmel versammelt, wir sind gekommen, weil wir ernst machen wollen mit dem, was uns seit der Taufe auf den Kopf zugesagt worden ist: "FOLGE MIR NACH".
Wir, die wir heute hier sind, die wir mitfeiern, sollten uns fragen: Warum bin ich hier? Und das gerade in einer Zeit, in der scheinbar Religion immer weniger eine Rolle spielt. Ist so eine Fronleichnamsprozession ein Aufflackern der Geschichte, ein Rest aus der Vergangenheit? Nein! Wir gehen hinaus mit unserem christlichen Glauben mit unserer Überzeugung, wir zeigen uns als Christen, wir bekennen uns mit so einem Umzug zu unseren christlichen Werten.
Bei der Langen Nacht der Kirchen am Freitag, 9. Juni 2017, hatten wir eine sehr interessante Diskussion in St. Laurenz mit den Religionsvertretern aus Simmering und mit Politikern – dabei habe ich betont wie wichtig Toleranz, Zuhören und Kennenlernen der einzelnen Glaubensgruppen wichtig ist, gerade in einer Gesellschaft, die religiöse immer bunter wird. Interessant ist dabei für mich die Aussage eines bekennenden nichtreligiösen Menschen, mit der ich dieses Gespräch auch eingeleitet habe - ich möchte sie heute hier am Fronleichnamstag wiederholen. Ich spreche hier von Gregor Gysi – dem langjährigen Fraktionsvorsitzenden der Linken in Deutschland. Auch er betont immer wieder die Bedeutung eines respektvollen, wertschätzenden Umgangs miteinander. Über die Religion sagt er - ganz zu meiner persönlichen Überraschung folgendes: "Ich glaube zwar nicht an den da oben, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft", so Gregor Gysi im Februar 2017. Und er begründet seine Befürchtung damit, dass die Religionsgemeinschaften die einzigen wären, die in der Lage seien, allgemeingültige moralische Werte aufzustelllen.
Das bringt mich zurück zum heutigen Fest. Dieses Fronleichnamsfest ist einerseits ein offenes Bekenntnis zu unserem christlichen Glauben, anderseits aber will dieses Fest uns immer die Zerbrechlichkeit unseres Lebens vor Augen halten. Das Fronleichnamsfest sagt uns: Du hast die Kraft deine Fragen und Zweifel, deine Hoffnungen und Zuversicht zusammen zu sehen. Das gebrochene Brot der Eucharistie ist letztlich ein großartiges Zeichen der Liebe. Und dieses Zeichen der Liebe tragen wir heute durch unseren Bezirk, es ist auch ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen deren Leben nicht heil ist.
Wir Christen und Christinnen sind dazu berufen Glaube und Hoffnung in die Welt hinaus zu tragen. Das ist ein ganz wichtiger Liebesdienst, ja es ist der wichtigste Liebesdienst.