Mehr als 70 Menschen aus den verschiedenen christlichen Pfarren in Simmering waren am Dienstag, 23. Jänner 2018, in die Altsimmeringer Pfarrkirche St. Laurenz gekommen, um den ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche um die Einheit der Christen zu feiern. Gemeinsam mit der Gemeinde feierten der Bischofsvikar der rumänisch-orthodoxen Kirche, Nicolae Dura, die Pfarrerinnen der evangelischen Kirche, Maria Katharina Moser und Anna Kampl und der Pfarrer der altkatholischen Kirche, Wolfgang Bidner den Wortgottesdienst. Mit dabei waren auch die Diakone der katholischen Pfarren in Simmering und Karl Wagner, der Rektor der Kirche am Zentralfriedhof.
In der Predigt zur Bibelstelle Exodus 15,1-21 erinnerte Maria Katharina Moser an die Zeit der Kolonialherrschaft in Ghana, dem Themenland der Gebetswoche um die Einheit der Christen. "Ursprünglich hatten die Goldvorkommen in Ghana die Europäer angezogen. Dann stellte sich heraus, dass man mit der Ware Mensch noch viel mehr Geld machen kann", so die evangelische Pfarrerin, die weiter berichtete, dass mehrere zehntausend Sklavinnen und Sklaven von Cape Coast aus in die USA, in die Karibik und nach Südamerika verschifft wurden. Pro Schiffstransport seien es etwa 1.000 Männer und 500 Frauen gewesen, die als Sklaven abtransportiert wurden.
Und die evangelische Pfarrerin berichtete von einer besonderen Frau, einer körperlich sehr kleinen und unscheinbaren Frau: Harriet Tubman (1820 -1913), die von etwa 1849 bis zum Ende des Sezessionskrieges entlaufenen Sklaven half, aus den Südstaaten in die Nordstaaten der USA oder nach Kanada zu fliehen. Selber war sie Sklavin und konnte fliehen. Sie hatte sich der Hilfsorganisation Underground Railroad angeschlossen und half anderen Sklaven. Sie wurde "Moses of her people" genannt und konnte mehr als 120 Menschen in die Freiheit helfen. "Das Leben, das Harriet Tubman führte war gefährlich, denn Sklaven waren Besitz und wer ihnen half wurde wie ein Pferdedieb behandelt und bestraft", berichtete Pfarrerin Moser.
"Die Vorbereitungsgruppe des Gottesdienstes für die Einheit der Christen gibt uns heuer eine wichtige Frage mit der Bibelstelle mit auf den Weg: Mit wem wollt ihr beten? Diese zentrale Frage ist wichtig für die Einheit der Christen heute, denn die Einheit der Christen ist nicht nur bedroht durch die Aufspaltung in verschiedene Konfessionen. Sie ist vor allem bedroht durch die Aufspaltung der Christen in Herrschende und Beherrschte", predigte Moser eindringlich. Das zeige die Geschichte der Sklaverei deutlich, denn Christen erhöben sich auch heute noch über Christen, durch ökonomische Ausbeutung und Rassismus.
"Ich hoffe und bete, dass wir irgendwann die Spaltung der Christenheit in Herrschende und Beherrschte überwunden haben. Träumen wir diesen Traum und setzen wir uns dafür ein, dass er Wirklichkeit wird, wie Harriet Tubman sagt: 'Jeder große Traum beginnt mit einer Person, die träumt. Vergiss nie: Du hast die Kraft und die Geduld und die Leidenschaft in dir, nach den Sternen zu greifen und die Welt zu verändern'", schloss Pfarrerin Moser die Predigt.
Anschließend an den Gottesdienst waren alle noch zur Agape in den Pfarrsaal eingeladen.