Am dritten Festtag der Weihnachtszeit, dem Fest der Heiligen Familie, am Sonntag, 27. Dezember 2020, stehe die Familie auch in unserer modernen Zeit im Vordergrund. "Und dies in zweifacher Weise: einerseits als Idylle einer harmonischen Familie wird sie gerade in Zeiten wie Weihnachten besonders idealisiert. Und anderseits ist das Familienleben heute sehr gefordert und oft nicht so harmonisch wie wir es gerne hätten", so Pfarrer Christian Maresch in seiner Predigt.
Der Altsimmeringer Pfarrer weist auf den manchmal sehnsüchtigen Blick in die Krippe, auf diese Heilige Familie hin, den viele Menschen zwei Tage nach Weihnachten machen. "Wir stellen uns zwei Fragen an diesem Fest: Warum ist mir Familie wichtig? Wo ist Familie aber auch mitunter schwierig?"
Familie habe vielerlei Funktionen und Bedeutungen, so der Pfarrer. So sei Familie ist ein Beziehungsort, ein Lernort und ein Glaubensort. Alle dieser drei Funktionen fänden sich in jeder Familie, betont Christian Maresch.
"In der Familie leben wir Beziehung. Eltern mit den Kindern und umgekehrt und dann ist da auch noch die Beziehung der Geschwister untereinander. Da hat auch die Großfamilie eine große Bedeutung. Und in der Familie werden Liebe, Grenzen, Konflikte, Vertrauen erfahrbar. Und in der Familie lernen wir der Welt zu begegnen: neugierig, ängstlich, mutig, zurückhaltend, vorsichtig und hoffnungsvoll. Und Konflikte zu bewältigen kann man am besten in der Familie lernen", ruft Pfarrer Maresch bei den etwa 40 Gottesdienstbesuchern in der Pfarrkirche St. Laurenz in Erinnerung. Aber es gibt für den Altsimmeringer Priester noch eine weitere Bedeutung, die er in seiner Predigt anführt, denn auch wenn der christliche Glaube in der heutigen Gesellschaft eine geringere Rolle spiele ist die Familie ein Glaubensort. "Ein Kind kommt zum ersten Mal mit Religion und Glauben in Berührung durch Eltern und Großeltern. In der Familie werden die großen Feste und der Alltag gestaltet. Und ich bin sicher, beten, Gottvertrauen bekennen haben die meisten von uns in der Familie gelernt. Und auch die Auseinandersetzung damit, denn die Familie ist der Diskussionsort welche Glaubensinhalte relevant sind und wie ich sie verstehe", betont Pfarrer Maresch.
In einer Familie können alle voneinander lernen, die Alten von den Jungen und umgekehrt, die Männer von den Frauen und umgekehrt. Das sei auch wichtig, denn die Pfarre sei eine große Familie: "Alles, was ich heute über Familie hier gesagt habe, gilt auch für eine Gemeinschaft in einer Pfarre oder für eine Gottesdienstfamilie. Eine Glaubensgemeinschaft, die sich als große Familie versteht, wird offen und lebendig bleiben. Sie weiß, wie man Schwieriges angeht und durchsteht, vielleicht sogar bewältigt. Sie weiß auch, wie man Kompromisse finden kann mit denen alle leben können und, dass manchmal entschieden werden muss und dass Enttäuschungen einfach dazu gehören. Vor allem weiß sie, wie Liebe und Vertrauen zu einer Gemeinschaft der Heiligen führt", lenkt der Altsimmeringer Pfarrer den Blick zurück auf die Familie in der Krippe. Diese sei zwar die Heilige Familie, "aber sie ist auch eine menschliche Familie. Gott ist in Jesus Mensch geworden, das haben wir zu Weihnachten gefeiert. Gott hat aber auch in einer menschlichen Familie gelebt ist dort groß und erwachsen geworden. Und damit ist Gott in Jesus ganz einer von uns geworden", so Christian Maresch.