Gottesdienst in der Filialkirche St. Josef auf der Haide am 3. Fastensonntag, 7. März 2021, mitten in der Corona-Zeit. Im Kindergottesdienst mit Diakon Franz Schramml haben die jungen ChristInnen entdeckt, dass Jesus zornig geworden ist und festgestellt, dass zornig sein zum Menschen gehört, besonders wenn Ungerechtigkeiten in der Welt passieren und kritisiert werden müssen.
Im Gemeindegottesdienst ging Pfarrer Christian Maresch vom Tagesevangelium aus, das von der Tempelreinigung berichtet. "Wir erleben Jesus von einer ganz anderen Seite als wir es von ihm gewohnt sind", so Pfarrer Maresch. Beim Konflikt zwischen Jesus und den damaligen religiösen Autortäten ist es ja darum gegangen: "Wer ist Jesus? Diese Frage müssen auch wir uns immer wieder stellen, Wer ist Jesus für mich?"
Jesus durchschaut die Fassaden der Menschen um sich, er blickt hinter die Masken. Und diese Fassaden gäbe es überall, ob im Familienleben, am Arbeitsplatz "und natürlich auch in unserem Glaubensleben", weiß der erfahrene Pfarrer. Dass im Tempel aus einer gutgemeinten Sache, nämlich dem Verkauf von Opfertieren an Pilger, eine pure Gewinnsucht entstanden ist, dieses Problem kenne man auch aus der Kirche: "Dieses Problem Geld und Kirche gibt es ja bis heute. Im Tempel ist ein florierendes Geschäftsmodell entstanden. Kapitalismus pur im Namen der Religion und das ist Missbrauch. Wie oft erscheint unsere Kirche heute auch unglaubwürdig, wie oft stört uns das Verhalten gewisser Amtsträger, verursacht der Umgang mit Geld innerhalb der Kirche viel Irritation. Ja auch in der Kirche gibt es viel allzu Menschliches. Das Schwierige dabei ist auch zu erkennen was Fassade ist und was nicht." Für Jesus sei das einfach gewesen, er konnte in die Herzen der Menschen schauen. "Wenn wir über Fassaden in der Kirche urteilen, dann geschieht es sehr schnell, dass auch wir scheinheilige Fassaden in unserem eigenen Glaubensleben aufbauen. Da fällt mir ein Wort Jesu ein: 'du siehst den Splitter im Auge deines Bruders, aber nicht den Balken in deinem eigenen Auge' (Mt 7,3)". Auch wenn Kritik berechtigt sei, müsse sie behutsam und mit Fingerspitzengefühl angebracht werden, so Pfarrer Maresch für den eine Frage stets entscheiden sei: "Was hätte Jesus getan? Wie würde Jesus diesen Menschen anschauen, dieses Verhalten, diese Situation?"
Hier stelle sich wohl die größte Herausforderung für den Christen, die bisweilen auch eine Zumutung sein könne: "Bei aller Kritik gehört auch Selbstkritik dazu. Auch wenn sie schmerzlich ist. Und um diese Selbstkritik geht es in erster Linie jetzt in der Fastenzeit, die eine Zeit der Reflexion und Besinnung sein kann. Nur wenn wir selber anfangen uns zu ändern, nur dann wird unsere Kirche heute und morgen die Freude des Evangeliums ausstrahlen. Es braucht Mut sich Gottes Zumutung zu stellen, aber es lohnt sich, denn so können wir loslassen was uns hindert zu leben, zu lieben, zu glauben", regt Pfarrer Christian Maresch an.
Anschließend an den Gottesdienst wurde von den Mitgliedern des Jugendlandes das "Fastenessen2go" verteilt. Mehr als 66 Portionen Cilli con/sine Carne wurden bestellt und abgeholt. "Ein großer Erfolg, weil wir das erstmals so machen mussten", zeigten sich Julia Scharler und Max Sutrich begeistert. "Und es hat wirklich ausgezeichnet geschmeckt", betont Doris Radlmair nach dem Mittagessen daheim.
Bereits am Samstag wurde das Jugendland zur Küche umfunktioniert und das Cilli con/sine Carne zubereitet. Wie jedes Jahr mit viel Liebe vorbereitet konnten am Sonntag insgesamt 90 Portionen Cilli (davon 20 vegetarisch) ausgegeben werden und nach dem Motto "Iss Suppe und bezahl ein Schnitzel" kamen insgesamt 430 € an Spendengewinn für caritative Zwecke zusammen. Ein toller Erfolg für das Jugendlandteam und große Hilfe für die Caritas der Pfarre.