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Ist Gott bestechlich?
© Georg Radlmair

Es sei ein schwieriges Thema, das das Evangelium am Sonntag, 20. Februar 2022, bereithalte, so Pfarrer Christian Maresch: „Das Gebot der Feindesliebe ist schwierig, weil das Prinzip der Vergeltung eigentlich zum menschlichen Leben dazugehört. Und, nicht weniger kompliziert: Vergebung kann nur mit Liebe gelingen.“

Und ein drittes mache die Geschichte auch nicht einfacher, so der Altsimmeringer Pfarrer: „Liebe hat immer etwas mit Freiheit zu tun. Liebe kann, wie auch die Feindesliebe, nicht so einfach verordnet werden“, sagte Pfarrer Maresch in seiner Predigt.

Die rhetorische Frage, die er seiner Gemeinde stellte, ob denn das alte biblische Wort „Zahn um Zahn, Aug um Aug‘“, den Menschen nicht viel näher läge: „Ist denn diese Feindesliebe, von er Jesus spricht, nicht eine Zumutung? Vielleicht werden manche oder sogar viele unter uns heute so gedacht haben, als ich das Evangelium verkündet habe. Da fordert Jesus doch allen Ernstes von uns, nicht mehr abzurechnen, nicht einzutreiben, nicht heimzuzahlen, sondern zu schenken, zu erlassen, zu lieben. Ganz schön groß ist dieser Anspruch Jesu.“

Feindesliebe gehört zur Gottesliebe

Die Feindesliebe sei der Versuch einer unbelehrbaren Liebe inmitten einer Welt, in der Kleinkriege zum Alltag gehören. „Nicht einmal Gott kann verordnen, dass Menschen sich aus freien Stücken lieben, das muss uns allen bewusst sein. Aber Gott liebt uns so unendlich, dass er uns die Freiheit geschenkt hat. Gott liebt großherzig, verschwenderisch, vollkommen unvernünftig. Und davon gibt Jesus Zeugnis in und mit seinem Leben und auch noch im Tod“, betont Pfarrer Maresch: „Feindesliebe gehört daher zu dieser Gottesliebe dazu, ich sage aber nicht, dass das einfach ist. Das ist kein einfacher Weg, sondern  etwas, das auch viel Kraft und Energie kostet.“

„Die Liebe korrumpiert uns“

Der Autor Christoph Schilling habe eine Beispielgeschichte verfasst, die Gottes Liebe in heutigem Umfeld erkläre, so Pfarrer Maresch: „Der Titel  lautet: Ein himmlisches Angebot. Es geht um die Abrechnung am Ende der Welt. Ein Vertreter aus der Hölle kommt zur Himmelpforte und klopft an - er will mit Gott sprechen. Als er vor Gott steht, macht er ihm ein Angebot, eine Erfindung aus der Hölle. Eine neue Software für den Computer, die die Lebensläufe alle Menschen überprüft, abgleicht mit den 10 Geboten unter Berücksichtigung der Lebensumstände. Am Ende werden die Menschen dann in 24 Gruppen eingeteilt. Mit diesem Computerergebnis kann Gott dann über jeden einzelen Menschen am Ende eine Entscheidung treffen. Aber nun geschieht etwas Unerwartetes, obwohl die Software super ist und auch gerecht, Gott will so eine Software nicht  Der Vertreter aus der Hölle ist erstaunt und fragt, warum er sie nicht will. Die Antwort von Gott überrascht: ‚Ich bin bestechlich. Da wird euer System nichts nützen. Und bei meinem Sohn auch nicht.‘ Bestechlich? Der Vertreter schien seinen Ohren nicht zu trauen. ‚Jaja‘, sagte Gott, ‚die Liebe korrumpiert uns. Sie hat uns völlig im Griff. Wir können da gar nichts machen, das wäre gegen unsere eigene Natur.‘“

„Es ist eine Geschichte, die uns zeigt, dass die Maßstäbe, die wir im Leben oft anlegen ganz andere sind als die, die Gott anlegt. Der Aufforderung zur Feindesliebe, die Jesus an uns richtet, steht immer Gottes Liebe zu uns gegenüber. Es ist die große Zusage Gottes, dass er nie aufrechnet, niemals, nicht im Leben und nicht im Tod, denn, wie es in der Geschichte heißt: „Gott wird durch die Liebe korrupt, weil diese Liebe ihn bestechlich macht“, so Pfarrer Christian Maresch.

(gr)




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