"Endlich können wir wieder unsere Wallfahrten aufnehmen und ich freue mich, dass wir so viele sind, die nach St. Corona, zur Hl. Corona aufbrechen", begrüßte Obmann Johann Kasehs die 50 Wallfahrer:innen, die sich versammelt hatten. Pünktlich um 7.30 Uhr fuhr der Bus am Dreifaltigkeitssonntag, 19. Juni 2022, in Wien ab. Die Wallfahrer:innen mussten zeitgerecht in St. Corona sein, denn gemeinsam mit der Pfarrgemeinde feierten sie die Sonntagsmesse. Pfarrer Christian Maresch hatte seinem Mitbruder Herbert Morgenbesser versprochen die Messe an seiner statt zu feiern.
Im Mittelpunkt der Predigt stand der dreifaltige Gott, "das ist natürlich ein sehr schwieriges Thema das gebe ich zu. Vor vielen Jahren, als ich selber noch Theologie studiert habe, hatten wir dazu zwei Formeln gelernt", begann die Predigt. Es seien einfache Formeln gewesen, denn "'Jesus Chrisus = 1 Person und 2 Naturen, göttlich und menschlich'. Und 'GOTT = 3 Personen und eine Natur göttlich'", aber so einfach sei die Dreifaltigkeit Gottes nicht zu verstehen, sagte Pfarrer Maresch.
Die wichtige Frage heute sei doch, ob der Dreifaltigkeitsglaube heute überhaupt noch relevant sei, so Pfarrer Maresch, und das obwohl Jahrhunderte lang darüber erbittert gestritten wurde. "Stellen sich den Pfarrgemeinden im Jahr 2022 nicht ganz andere Fragen, etwa wie wie heute Menschen überhaupt noch an Gott glauben können? Ist denn dieser ganze christliche Glaube nicht längst ein Relikt auf der Vergangenheit?" Christen und Christinnen müssten sich heute fragen, "welchen Glauben wir heute noch weiter geben wollen. Gott als einsamer alter männlicher Monarch auf seinem himmlischen Thron? Das scheint mir überholt, aber da sind wir schon mitten drinnen im Thema der Dreifaltigkeit Gottes. Besser gefällt mir, wenn der Pfarrer und Dichter Kurt Marit aus Bern von einem GESELLIGEN GOTT spricht. Gerade die Dreifaltigkeit Gottes zeigt uns, unser Gott ist Gemeinschaft, ist Beziehung. Was hat Jesus, ja seine ganze Liebesbotschaft, mit einem alten einsamen Monarchen zu tun? Wenn wir das aber so sehen, dann hat das Konsequenzen für unseren Glauben", betont der Altsimmeringer Pfarrer und geistliche Leiter des Mariazeller Prozessionsvereins in Simmering.
Christen:innen verehren ein göttliches Wesen in drei Personen, die alle dieselbe göttliche Würde aufweisen und in Gemeinschaft leben, "da bin ich dann wieder bei meiner ursprünglichen Formel. Wie wäre das mit einer geselligen Leitung der Kirche, so eine Kirche wäre dem Leben der Menschen viel näher und ich hoffe dass gerade der jetzt von Papst Franziskus angestoßene Prozess des synodalen Weges in diese Richtung geht. Heute geht es nicht um theologische Spekulationen über die Dreifaltigkeit, NEIN es geht darum, in unserem praktischen Leben diesem Gott nachzueifern. Dazu gehört nun auch einmal Freude an der Vielfalt in unserer Kirche, Freude an der Gemeinschaft der Kirche, Freude an der Ebenbürtigkeit in der Kirche. Alle Menschen sind gleich, Gott liebt alle gleich, Gottes Liebe macht keine Unterschiede, auch wenn das manch Frommen nicht passt", betont der Pfarrer.
"Mein Traum ist eine gesellige Kirche, eine gesellige Pfarre, in der alle Menschen ohne Ausnahme Platz haben. Aber das ist ja auch unsere Aufgabe, daran zu arbeiten, diese Botschaft den Menschen zu verkünden. Vielleicht ist die derzeitige Krise der Kirche auch eine Krise eines nicht konsequent gelebten Glaubens an die Dreifaltigkeit Gottes. Glauben wir mehr an diesen geselligen Gott dann wird vielleicht unserer Kirche und unsere Pfarrgemeinde, aber auch unsere ganze Gesellschaft immer mehr Züge dieses dreifaltigen Gottes annehmen."
Der Nachmittag stand für die Wallfahrer:innen ganz im Zeichen der Heiligen Corona, die gerade bei Seuchen angerufen wird. Zur Nachmittagsandacht war Regens Richard Tatzreiter dazugestoßen. ER hatte die Firmung in Markt Piesting gehalten und den Wallfahrer:innen die Predigt zugesagt. ER nahm den Satz der Schriftlesung auf, den Paulus seinem Schüler Timotheus geschrieben hatte: "Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit geschenkt, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit." In seiner Ansprache erinnerte Regens Tatzreiter an diesen Satz, der wichtig sei, "auch oder gerade weil ich gerade von einer Firmung komme, denn drei Gaben des Geistes werden uns hier besonders vorgestellt. Der Heilige Geist ist Kraft, die auch dann da ist, wenn sie nicht spürbar ist. Der Geist der Liebe, die uns geschenkt ist, Gottes persönliche Zuwendung, die uns trägt und die Gabe der Besonnenheit, die uns das rechte Maß schenkt, das ist gar nicht so einfach", so der Wiener Regens. Gesundheit sei wichtig, das sei unbestritten, daher ist es auch gut dafür zu danken und darum zu bitten, das zeige Corona in diesen Jahren besonders. "Aber das wichtigste ist der Geist, der uns als Kraft, als Liebe und als Besonnenheit geschenkt ist", betonte der Regens, der auch Mitglied des Mariazeller Vereins ist.