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"Im Glauben zweifeln - im Zweifel glauben"
© Kathbild.at/Rupprecht

"Ja, heute feiern wir ganz bewusst noch einmal Ostern, denn heute an diesem sogenannten 'Weißen Sonntag' da klingt der Jubel des letzten Sonntages natürlich noch ganz besonders nach", begrüßte Pfarrer Christian Maresch die am Sonntag, 23. April 2022, zum Gottesdienst versammelte Gemeinde in St. Laurenz.

In der Predigt suchte der Altsimmeringer Pfarrer eine Annäherung an den Apostel Thomas, der immer wieder als der "ungläubige Thomas" bezeichnet werde. "Ist er nicht doch der gläubige Thomas? Wer ist denn dieser Thomas. Er stammt aus dem engsten Kreis Jesu, war immer bei Jesus, er hat Jesus weder verraten noch verleugnet, aber er war ein kritischer Menschen und hat vieles hinterfragt. Eigentlich müsste dieser Thomas uns modernen Menschen überaus sympathisch sein", so der Altsimmeringer Pfarrer. Thomas sei ein gläubiger Mensch gewesen, der aber selber sehen, erfahren und sich überzeugen lassen wollte. "Er zweifelte mitten im Glauben und glaubte mitten im Zweifel. Und da stellt sich für uns Menschen, die wir andere gerne in eine Schublade stecken, schon eine Frage: Ist Zweifel Sünde? Das stand ja lange im sogenannten Beichtspiegel: Zweifel am Glauben und besonders an der Kirche ist eine schwere Sünde", so Pfarrer Maresch, und er fügte kritisch hinzu, das sei oft eine große Herausforderung gewesen, alles was die Kirche vorgegeben habe ohne wenn und aber zu glauben. Weil, "dass die Kirche im Laufe der Zeit viel Schwachsinn verkündet hat, ist heute eindeutig bewiesen."

Ostererfahrungen, die Kraft geben

Und dann ging er der Frage nach, was "Glaube" denn sei. Es sei ja nicht gleichbedeutend mit Wissen und Verstehen. "Wir wissen heute, dass eine gewisse Unsicherheit und eine Portion Zweifel zum Glauben dazu gehört. So möchte ich diesen Thomas noch einmal beschreiben: im Glauben zweifeln - im Zweifel glauben, das hat diesen Apostel ausgemacht. Und deshalb braucht heute kein Mensch mehr ein schlechtes Gewissen haben, wenn er Zweifel hat. Auch die anderen Apostel hatten viel Zweifel vor und nach Ostern, da brauchen wir nur das Evangelium lesen. Oder all die Heiligen, da lesen wir doch ihre Biographien, da lesen wir von unglaublich viel Glaubenszweifeln. All diese Menschen mussten um ihren Glauben ringen. Und so geht es auch uns heute", betonte Pfarrer Maresch. Letztlich komme es aber auf das Gottvertrauen an - "das dürfen wir beim Apostel Thomas ganz stark erleben, dieses Vertrauen darauf, dass Jesus lebt, dass er uns liebt und so annimmt, wie wir sind", betonte Pfarrer Maresch in der Predigt.

Dieses Angenommen sein würden wir manchmal spüren, manchmal auch nicht. "Da müssen wir uns dann auf Suche begeben, wo wir heute dieses Angenommen sein erfahren und erleben dürfen. Vielleicht in gläubigen Menschen, in Ereignissen und Lebensumständen, in der Bibel, im Gebet und in der Stille, in der Schönheit der Natur. Das sind dann alles Ostererfahrungen, unsere Ostererfahrungen, die uns Kraft geben, Zeiten des Suchens und Zweifelns durchzustehen. Im Glauben zweifeln - im Zweifel glauben wie Thomas, ja das heutige Evangelium ist eine wahrhaft befreiende und wohltuende Botschaft", ermutigte Pfarrer Maresch seine Gemeinde.





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