"Wir sind dankbar für seine Liebe, sein Verständnis und seine Tatkraft und bewundern die Geduld, mit der er in den letzten Jahren seine Leiden ertragen hat", formulieren Helga Schlosser und ihre drei Töchter Christine, Gerda und Doris für die Parte. Gefragt, wie sie ihren Vater Franz Schlosser beschreiben, antworten die drei gemeinsam mit "'optimistisch', weil er immer etwas Positives erkennen konnte. 'Bestimmt' und 'redegewandt', weil er klar sagen konnte, wie und was er will, aber immer so, dass jede und jeder es annehmen konnte. 'Lebensfroh', weil er gerne lebte, aber auch 'hilfsbereit', weil er sah, wo Not war und tatkräftig anpackte, sei es in der Familie oder in der Pfarre. 'Gott vertrauend', weil er auch in der Krise des Lebens immer seinem Gott vertraute, der alles gut machen würde." Gerda ergänzt: "'Humor ist, wenn man trotzdem lacht' - diesen Satz verbinde ich seit frühester Jugend mit meinem Papa und er beschreibt seine Lebensphilosophie sehr treffend. Er hatte immer eine humorvolle Bemerkung auf den Lippen. Auch in seiner letzten Lebensphase genoss er es, mit uns zu lachen und lustige Lieder zu hören und - so gut es möglich war - mit uns zu zu singen."
Franz Schlosser wurde am 17. Februar 1941 in Wien-Simmering geboren. Schon seit frühen Kindheitstagen war Franz in der Pfarre Altsimmering ehrenamtlich in vielen Funktionen tätig. „Ich kann mir Altsimmering ohne Franz Schlosser gar nicht vorstellen“ sagte kurz vor seinem Tod eine Mitarbeiterin der Pfarre. Viele Menschen haben seinen Lebensweg in der Pfarre begleitet. Bereits als Kind war Franz Ministrant in Altsimmering, da war er auch seiner späteren Frau Helga aufgefallen, wie sie erzählt. "Papa sagte immer, nachdem er alle seine Freundinnen gut verheiratet hatte, habe er sich die Beste für sich behalten, seine Helga", weiß Doris zu berichten. Franz und seiner Gattin Helga wurden drei Töchter geschenkt, Christine, Gerda und Doris, dazu drei Enkel und fünf Urenkelkinder.
"Der Glaube war immer ein zentraler Punkt in unserer Familie, mit meinen Eltern bin ich von klein auf in die Kirche gegangen, wir sind auf die Wallfahrten gefahren und haben gebetet", erzählt Christine. Oft habe sie mit ihrem Vater über Glaubensthemen gesprochen und diskutiert, "nicht immer war ich mit Papa einer Meinung, aber er hat sich immer Zeit für die Gespräche genommen." Überwiegen, so sagt sie, würde die Dankbarkeit für das Geschenk des Glaubens, "denn er hat uns schon durch manch schwierige Zeit begleitet. Und, dass wir alle durch Papas letzte Monate so gut gekommen sind, haben wir dem Gebet und dem Vertrauen auf Gott zu verdanken", betont Christine.
Über das Gebet ist Doris mit ihrem Vater ins Gespräch gekommen: "Ich habe ihn nach seinem ersten Schlaganfall im August 2021 noch gefragt, wie er betet. Papa hat mir erzählt, dass er, seit er krank ist, täglich einen Rosenkranz gebetet habe." Auch frei habe er gebetet und so mit Gott geredet, aber auch vorformulierte Gebete haben ihm Kraft gegeben, so berichtet Doris. Franz sei auch Mitglied des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges gewesen. "Stets hatte er einen Rosenkranzring in seiner Geldbörse", weiß Doris ein eher unbekanntes Detail aus dem Glaubensleben ihres Vaters.
Franz Schlosser erlebte die Aufbrüche des Zweiten Vatikanischen Konzils in Altsimmering mit und prägte die Pfarre, weil er immer aktiv war. Viele Funktionen hatte er inne, vieles organisierte er ehrenamtlich und war so eine große Stütze in der Pfarre Altsimmering. Auch in schwierigen Zeiten, zur Zeit der Pfarrer Tremmel und Dolana, kehrte er der Pfarre nicht den Rücken, sondern setzte sich voller Eifer für die Menschen in Altsimmering ein.
"Gesellig und fröhlich, so haben wir alle in Altsimmering unseren Franz gekannt und geschätzt, seine Art und Weise wie er auf Menschen zu gegangen ist, werde ich nie vergessen. Aber Franz war auch ein sehr tiefgläubiger Mensch, der immer zur Kirche gestanden ist, wenn auch manchmal mit einem kritischen Wort", charakterisiert Pfarrer Christian Maresch den Verstorbenen.
"Als ich in den 1990er Jahren als Kaplan nach Altsimmering kam, habe ich schon nach kurzer Zeit bemerkt, dass Franz Schlosser ein ganz wichtiger Mitarbeiter in dieser Pfarre war", schreibt Pfarrer Christian Maresch in einem kurzen Nachruf. In seiner Kaplanszeit sei der Name von Franz immer verbunden mit Liturgie, Kirchenchor und Orgelprojekt gewesen. "Auch mein Vorgänger Msgr. Franz Merschl schätzte den Chorleiter von St. Laurenz als wichtigen Mitarbeiter sehr. Das zeigte sich auch darin, dass Franz 1985 mit dem Stephanusorden in Bronze von Kardinal Franz König ausgezeichnet wurde, von Kardinal Christoph Schönborn erhielt er 1998 den Orden in Silber. Als ich dann 1998 Pfarrer von Altsimmering war, wurde Franz für mich ebenfalls ein ganz wichtiger Mitarbeiter, aber nicht nur in der Liturgie, sondern auch im Bau- und Finanzausschuss. Franz war nämlich beruflich in diesem Bereich als Amtsrat bei der Gemeinde Wien tätig. Und das war für mich als jungen Pfarrer eine ganz wertvolle Unterstützung", so Pfarrer Maresch.
Stolz ist Helga Schlosser auf ihren Franz, wohl aber gab es auch ab und zu ein kritisches Wort, denn "manchmal habe ich mir seine Unterstützung daheim erhofft, aber er war in der Pfarre", so die Witwe.
Eine besondere Zuneigung hatte der ehemalige Ministrant Franz zu den Minis. Franz freute sich immer sehr, wenn die jungen Minis auch in St. Laurenz Dienst übernahmen, er hatte aber immer Verständnis, dass sie lieber mit den vielen anderen Minis in St. Josef ihren Dienst am Altar verrichteten. "Da Franz für die Minis stets ein offenes Ohr hatte und sich auch immer stark für uns eingesetzt hat, würden wir euch bitten ihn auf seinen letzten Weg zu begleiten", schreibt Diakon Alfred Zimmel in der Einladung an die Ministranten.
Franz Schlosser gehörte dem ersten Pfarrgemeinderat unter Pfarrer Franz Merschl in Altsimmering an, der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gegründet worden war. Gemeinsam mit dem Pfarrer wurde die Filialkirche St. Josef auf der Haide erbaut.
Bis 2012 wurde Franz Schlosser immer wieder in den Pfarrgemeinderat gewählt und wurde in der Zeit von 1975-1984 vom Dekanat Simmering in den Vikariatsrat der Erzdiözese Wien unter Bischofsvikar P. Josef Zeininger OSFS entsandt.
Karl Kulovits, derzeit aus Simmering in den Vikariatsrat gewählt, erinnert sich, dass er über die Mitwirkung im Vikariatsrat nie mit Franz Schlosser geredet habe, aber "ich erinnere mich gerne an Gespräche beim Frühschoppen nach der Fronleichnamsprozession in St. Josef. Ich habe ihm von den Zielen des bevorstehenden diözesanen Entwicklungsprozesses erzählt. Nachdem er meinen Ausführungen geduldig zugehört hat, kam von ihm der Satz, dass 'derartige Prozesse in der Erzdiözese Wien sich immer als sehr langwierig herausgestellt haben und erst am Ende wirklich beurteilt werden kann, was letztendlich erreicht wurde'. Erst in weiterer Folge habe ich diese Ausführungen zu schätzen gelernt, nicht nur für die Arbeit im Vikariatsrat."
Auch Friedl Schnell, bis 2022 stellvertretende Vorsitzende im Pfarrgemeinderat, erinnert sich: "Fast 30 Jahre war ich mit Franz Schlosser im Pfarrgemeinderat und habe selten einen Menschen erlebt, der mit solchem Einsatz und Überzeugung aus seinem Glauben lebte und nicht nur sprach, sondern auch tat. Er war ein 'Macher' aus Leidenschaft, der mit viel Wissen und einer guten Portion Humor vieles erreicht hat. Ich bin dankbar, dass ich ein Stück des Weges mit ihm gehen durfte."
Bis zuletzt gehörte Franz Schlosser dem neu geschaffenen Vermögensverwaltungsrat der Pfarre Altsimmering an, und auch, als er nach einer Beinamputation schon behindert war, wurde er immer wieder um Rat gefragt und nahm an den Sitzungen teil.
Seit den 1970er Jahren leitete er den Kirchenchor in Altsimmering, weil Kaplan Hubert Batka zu ihm gesagt habe: "Du kannst das, du machst das", so erzählte Franz Schlosser oft. Obwohl er nur ein „angelernter“ Dirigent war, erklang viel schöne Musik zur Freude der Zuhörenden und der aktiven SängerInnen in der Pfarre. Besonders daran war auch, dass er selten für einen Musiker zahlen musste, denn mit seiner Art gewann er viele Menschen mit ihrem Instrument dafür zur Ehre Gottes zu spielen. Traditionell war auch der "Advent in St. Laurenz", den Franz Schlosser mit dem Kirchenchor begründete. "Gerne hat mein Papa dirigiert, überließ mir das Pult aber gerne, nachdem ich mit meinem Musikstudium fertig war", ist Doris stolz über das Vertrauen ihres Vaters, den alle drei Töchter viele Jahre beim Kirchenchor unterstützten.
"Musik war uns beiden immer wichtig, so gingen wir bis zu seinen schweren Schlaganfällen im August 2021 immer wieder in Konzerte, besonders gerne waren wir im Musikverein und in der Oper", erzählt Helga Schlosser aus ihrer Erinnerung. Auch Gerda erinnert sich an die große Bedeutung der Musik in der Familie Schlosser: "Vor allem die klassische Musik hat uns immer begleitet. Aber besonders gerne mochte ich schon in meiner Kindheit die Messen, die mein Papa mit seinem Jugendchor gestaltet hat - mit 'neuen geistlichen Liedern'. Die Liebe zu dieser Musikrichtung begleitet mich bis heute", sagt Gerda, die mit ihrer Gitarre viele Gottesdienste in St. Josef musikalisch begleitet.
Ein besonderes Anliegen war ihm der 1886 gegründete Mariazeller Prozessionsverein in Simmering, bei dem er schon sehr früh Mitglied wurde. Bald schon übernahm er die Aufgabe der Wallfahrtsorganisationen. Franz Schlosser blieb bis 2020 Obmann-Stellvertreter, denn so betonte er immer wieder, "Obmann soll nach alter Tradition ein Gärtner aus Simmering sein". Die (Wall-)Fahrten nach Mariazell sind eine wertvolle Erinnerung an die gemeinsame Familienzeit, fasst Gerda für alle zusammen: "Mindestens einmal pro Jahr waren wir alle zusammen bei der Magna Mater Austriae im gemeinsamen Gebet verbunden."
"St. Laurenz und der Mariazellerverein - beides gehörte zum Leben von Franz Schlosser - neben seiner Familie - einfach dazu. Eine Wallfahrt ohne Franz Schlosser - daran werde ich mich erst gewöhnen müssen", so Pfarrer Maresch, der auch geistlicher Leiter des Mariazeller Prozessionsvereins in Simmering ist. "Die Wallfahrten waren meinem Papa immer wichtig, besonders, dass die Menschen gemeinsam beten können", so Doris über den Wallfahrtsorganisator Franz Schlosser.
Im Gebet gedenkt die Pfarre am Montag, 2. Mai 2022, um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Laurenz des Verstorbenen.
Franz Schlosser wird in seiner geliebten St. Laurenz-Kirche am Dienstag, 3. Mai 2022, aufgebahrt. Um 12.00 Uhr feiert Pfarrer Christian Maresch mit der Gemeinde den Gottesdienst zum Begräbnis, anschließend findet die Beisetzung im Familiengrab am Simmeringer Friedhof statt.
Der Mariazeller Prozessionsverein in Simmering gedenkt am Montag, 16. Mai 2022, um 18 Uhr in St. Laurenz des langjährigen Obmann-Stellvertreters.