Mit viel Harmonie und Geduld und großes Vertrauen in die MitarbeiterInnen der Gemeinde habe es Pfarrer Christian Maresch geschafft "das Altsimmeringer Schiff durch die Zeit zu lenken", bedankte sich Friedl Schnell am Ende des Festgottesdienstes anlässlich 20 Jahre Pfarrer Christian Maresch am Sonntag, 16. September 2018 in der Pfarrkirche St. Laurenz. "Du hast mit viel Liebe bisher unsere Pfarre geleitet und das soziale Engagement, das bei dir meist in Stille geschieht, uns vorgelebt, dafür danken wir Dir herzlich", sagte die stellvertretende PGR-Vorsitzende.
Auch Johann Kasehs, Obmann des Mariazeller Prozessionsvereins in Simmering. bedankte sich für die 20 Jahre geistliche Leitung des Vereines: "Du bist so wie ich Gärtner und hast diesen Beruf zunächst erlernt. Aber dann bist du in den Garten Gottes gewechselt und hast hier gepflegt und gesorgt, dafür danke ich dir stellvertretend für die Mitglieder des Vereins herzlich."
Die Festpredigt beim Gottesdienst hatte Diakon Thomas Schmid (IVL) übernommen. Hier der Wortlaut, der mit großem Applaus bedankten Ansprache:
Lieber Christian, liebe Gemeinde von Alt-Simmering , liebe Gäste!
Aus der Festschrift "20 Jahre Jugendland", also vor 22 Jahren: Zitat Christian Maresch: "Persönlich habe ich in den letzten zwei Jahren hier in Alt-Simmering sehr viel gelernt vom Jugendland, vieles davon werde ich in anderen Pfarren gut verwenden können."
Gottseidank kannst Du, lieber Christian, es hier in Altsimmering verwenden.
"Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias" - diesen Satz habt ihr alle schon unzählige Male gehört. Es ist das sogenannte "Messiasbekenntnis" des Petrus.
Und seltsamerweise verbietet Jesus den Jüngern mit jemandem drüber zu sprechen. Aber warum sollten die Jünger denn nicht sagen, dass Jesus der Messias ist? War denn etwa falsch, was Petrus gesagt hatte?
Nun, es war sicherlich nicht falsch - aber richtig war es auch nicht. Zumindest nicht, wenn man sich anschaut, was Petrus wohl darunter verstanden hatte: Petrus war Jude, und er hoffte, wie die meisten Juden seiner Zeit, auf den, der die Römer aus dem Land werfen, der Israel in seinem alten Glanz wiederherstellen und zu neuer nationaler Größe führen würde. Das stellte man sich in Israel damals vor, wenn man vom Messias sprach. Das hoffte Petrus in Jesus zu finden. Und so sagte er es ja auch: "Du bist der Messias, der neue, uns von Gott selbst geschickte König."
Er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Jesus wollte nicht, dass diese Vorstellung unter den Menschen verbreitet wurde.
Gott geht nicht den Weg, allen seine Macht vor Augen zu führen. Es ist nicht sein Weg, mit Triumph und Gloria und viel Donnerwetter das große Reinemachen einzuläuten. Gott geht den Weg der Entäußerung, lässt sich zwischen den Zahnrädern einer ungerechten Maschinerie und einer widergöttlichen Gesellschaft zermahlen und zerreiben. Er schlägt weder drein, demonstriert schon gar nicht seine Macht und bestraft nicht einmal die Frevler, sondern stirbt am Kreuz.
Und er tut dies, weil dies offensichtlich genau der Weg ist, der die Herzen der Menschen erreicht. Denn das will Gott - nicht innerweltliche Größe, nicht eine starke Institution, sondern die Herzen der Menschen - Das will Gott, nicht das, was die Menschen wollen.
Ja, Christian, und genau in diesem Sinne durften wir dich vor 24 Jahren erfahren. Da nämlich kamst du als Kaplan nach Alt-Simmering und wie es damals üblich war, übernahmst du die Leitung unseres Jugendlandes.
Es war Herbst 1994. Ich war gerade Vorsitzender im Jugendland und wir hatten Klausur und wir warteten auf den Neuen. Die Neugier war groß. Wen hat uns da wohl dieses Mal der Generalvikar geschickt? Und ja – ich darf aus heutiger Sicht sagen, seine Wahl war goldrichtig. Da kam einer der hatte sein Herz am rechten Fleck. Da kam einer, dem die Menschen ehrlich am Herzen lagen, und zwar alle Menschen, egal welcher Herkunft – arm oder reich, groß oder klein, stark oder schwach – egal – alle in ihrer Einzigartigkeit wertvoll und von Gott geliebt – das war seine Botschaft. Ja, lieber Christian, genau wie Jesus selbst warst du kein Selbstdarsteller, keiner der das Gesetz und Äußerlichkeiten vor den Menschen gestellt hat – du warst einer, der Nächstenliebe und Barmherzigkeit wirklich gelebt hat – und das hat vielen von uns den Zugang zum Glauben erleichtert oder überhaupt erst möglich gemacht. Wir haben gespürt, dass du ehrlich vom Evangelium ergriffen bist und du hast uns das auch authentisch vermitteln können. Über diesen Zugang konntest du auch die Jugendlichen im Jugendland erreichen und wurdest so auch für mich selbst zu einem wichtigen Baustein in meiner eigenen Berufungsgeschichte.
Weil auch die restlichen Altsimmeringer das gespürt haben, hat der Pfarrgemeinderat um dich als unser Pfarrer gebetet und der Bischof hat dieser Bitte entsprochen. Auch dafür sagen wir heute Danke!
Lieber Christian, es ist wohl kein Zufall, dass die Kirchen deiner Pfarre auf den Heiligen Laurentius und auf den Heiligen Josef den Arbeiter hin geweiht wurden. Beide charakterisieren deinen Glaubenszugang sehr gut.
1. Laurentius präsentiert eine Schar von Armen und Kranken, Verkrüppelten, Blinden, Leprösen, Witwen und Waisen als „den wahren Schatz der Kirche“ dem Kaiser. Dabei sagt er uns heute noch: Diese Menschen sind der Kirche besonders ans Herz gelegt.
2. Pius XII. wendet sich am 1. Mai 1955 an die italienische christliche Arbeiterbewegung ACLI: "Wie oft haben Wir die Liebe der Kirche zu den Arbeitern ausgesprochen und erklärt!", und trotzdem, so Pius weiter, würden böse Stimmen immer noch behaupten, die Kirche stünde als Verbündete des Kapitalismus nicht an der Seite der Arbeiter. Deshalb verkündete er, "hier und heute, an diesem 1. Mai 1955" den Gedenktag Josefs des Arbeiters einzurichten: "Liebe Arbeiter und Arbeiterinnen, das ist Unser Geschenk an euch!" Der bescheidene Handwerker aus Nazaret stehe nicht nur "bei Gott und für die Kirche für die Würde der menschlichen Arbeit", sondern auch als "Schutzpatron für euch und eure Familien".
Aus beiden Heiligengeschichten ergibt sich ein tiefer Lebenssinn: Liebe empfangen und weitergeben. Das entspricht Deinem Zugang zum Leben und zu den Menschen um dich herum, Christian. Das wurde uns auch heute in der Lesung aus dem Jakobusbrief vorgetragen: "So ist auch der Glaube für sich alleine tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat". Damit das Leben gelingen kann - und es soll gelingen - gibt es eine gemeinsame Verantwortung, und zu dieser ermunterst Du junge und alte Menschen. Um zum Schluss zu kommen, möchte ich Dir, lieber Christian, noch viele Jahre wünschen in denen du deine Berufung leben darfst und uns allen wünsche ich, dass diese Jahre in Alt-Simmering sein mögen. Amen.