30 Jahre als Erzbischof an der Spitze der Erzdiözese Wien sei "gemessen an der zweitausendjährigen Geschichte der Kirche eine kurze Zeit. Gemessen an der Lebenszeit eines Menschen ist das eine sehr beeindruckende Zeitspanne", so Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der beim Festgottesdienst am Samstag, 18. Jänner 2025, den Kardinal als "Mann des Zuhörens, des Dialogs, des Friedens" charakterisierte.
Und der Staatspräsident betonte, dass es nicht selbstverständlich sei, dass er zur Feier eingeladen sei, auch das zeige das gute Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Österreich. Gemeinsam mit der Bundesregierung unter Leitung von Bundeskanzler Alexander Schallenberg nahm der Bundespräsident neben Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Bürgermeister Michael Ludwig und vielen anderen Politiker:innen am Festgottesdienst teil.
Mehr als 4.000 Menschen darunter viele Priester, Diakone, 110 Sänger:innen im Chor und mehr als 130 Ministrant:innen aus den Pfarren der Erzdiözese Wien kamen zum Abschiedsfest von Kardinal Schönborn.
In seiner Predigt zog der Wiener Erzbischof Bilanz über 30 Jahre seines Wirkens. "Ohne das gute, gelebte Miteinander hätte ich nie meinen Dienst tun, mein Amt aktiv ausüben können, aus dem ich mich nun bald verabschiede." Dankbar sei er auch für das gute Miteinander der Religionen in Österreich. Es sei wichtig, voneinander und auch von der eigenen Religion zu wissen, denn "wir geraten mehr und mehr in einen religiösen Analphabetismus."
Nachdenklich mache ihn aber der starken Kontrast "zwischen dem freudigen Fest des Dankes, das wir feiern, und dem großen Abschied, den in unserem Land so viele Menschen meist stillschweigend von der Kirche vollziehen." Obwohl die katholische Kirche in Österreich schrumpfe, die Menschen ohne Bekenntnis mehr würden und andere Religionsgemeinschaften wachsen, sagen zwei Drittel der Menschen, dass sie sich wünschen, dass Österreich ein christliches Land bleibe. "Wie soll das zusammengehen?" Und weiter: "Wird das Europa der Kathedralen ein großes Freilichtmuseum für Touristen aller Welt?" Aber die Tatsache, dass nach dem 2. Weltkrieg der Stephansdom und kürzlich Notre-Dame wieder aufgebaut wurden, stimme ihn hoffnungsvoll.
Schließlich stellte Erzbischof Schönborn noch die Frage "Warum bin ich auch nach 30 Jahren im Amt des Erzbischofs unverbesserlich hoffnungsvoll?" Um dann die Antwort zu geben: "Sicher zuerst, weil ich selber erlebt habe und erlebe, dass, wie es in der Lesung hieß, das Wort Gottes lebendig ist." Am Ende seiner Predigt wünschte sich Kardinal Schönborn, dass das gegenseitige Wohlwollen nie verloren gehe, "auch wenn wir Konflikte miteinander haben. Wenn es stimmt, dass Gott die Liebe ist, dann kann ER nur Wohlwollen sein, grenzenloses Wohlwollen."