"Wir Wiener und Wienerinnen sind ja bekannt dafür, dass wir unzufrieden sind und über alles raunzen. Gerade heute vor der Nationalratswahl ist das Jammern ja sehr modern: die Inflation, die Teuerung, die Klimakatastrophe, das Coronamanagement der Regierung, die viele Flüchtlinge im Land, das Gesundheitssystem und vieles mehr. Natürlich kann Herr und Frau Österreicher über vieles unzufrieden sein und es ist ja wirklich vieles in Österreich auch verbesserungswürdig. Aber wenn wir ehrlich sind, wir jammern oft auf einem sehr hohen Niveau und sind sehr schnell mit der Ernte unseres Lebens hier im schönen Österreich unzufrieden", formulierte Diakon Franz Schramml in seiner Predigt bei den Erntedankgottesdiensten.
Ausgehend von den Lesungen des 26. Sonntags im Jahreskreis erinnerte Franz Schramml, dass es bei Gott keine Unterschiede gebe: "Er schenkt seinen Geist, wem er will, ob es den Menschen passt oder nicht." Das zeige auch die Gesinnung Jesu, nämlich "dass Jesus viel offener, viel toleranter, viel großzügiger gedacht hat als seine Jünger, die damalige junge Kirche. Vielleicht wäre Jesus auch heute oft viel offener und toleranter als unsere römische Kirche. In der Synode, die nächste Woche am 2. Oktober in Rom beginnt, wird sich das zeigen", so Diakon Schramml.
Das Ernterad in der Kirche erinnere an die heurige Ernte, "aber nicht nur für die Dinge, die aus dem Boden gewachsen sind, sondern wir danken überhaupt für alles, was uns aufgrund unserer händischen sowie geistigen oder sonstigen Arbeit in der letzten Zeit in unserem Leben wieder gelungen ist. Danken ist etwas, das uns heute manchmal sehr schwer fällt und trotzdem ist das Danken ein wesentlicher Teil unseres Betens", betonte Diakon Schramml.
"Wirklich Erntedank feiern können nur die Menschen, die eine zufriedenstellende Ernte haben. So lade ich Sie und Euch ein, sich in einer kurzen Stille Zeit zu nehmen, um über Eure/Ihre Lebensernte nachzudenken", betonte Franz Schramml. Dabei erinnerte der Diakon die Gottesdienstgemeinde an die Menschen in den Kriegsgebieten, jene in den Hungergebieten an die Flüchtlinge und an die Menschen in den Hochwassergebieten im nahen Niederösterreich: "Überall dort ist die Ernte bei weitem nicht so reichlich wie bei uns. Unsere christliche Verpflichtung ist es Menschen, die keine große Ernte einfahren können von unserem Ernteertrag etwas abzugeben", betonte Diakon Franz Schramml.
Am Ende des Gottesdienstes kündigte Gertie Dolecek an, dass ab sofort wieder der Korb für Lebensmittelspenden des LEO+ - Projektes aufgestellt wird. "Heuer bitten wir besonders um Speiseöl, denn das brauchen Menschen zum Kochen", so Dolecek. Aber die Verantwortlichen für LEO+ sind auch dankbar für Geldspenden, denn viele Lebensmittel müssen angekauft werden. Alle Lebensmittel können entweder zu den Gottesdienstzeiten in den Korb in der Kirche gelegt werden oder in der Pfarrkanzlei abgegeben werden.