In einem großen Sommerinterview hält Wieczorek Rückblick auf seine intensive Tätigkeit. "Ich habe nie wirklich aufgeschrieben, wie viel Arbeit es tatsächlich war, sondern immer versucht, Artikel dann zu schreiben, wenn alles frisch im Gedächtnis war", erzählt Bernhard Wieczorek. Aber es seien schon viele Stunden gewesen: "Wenn man etwa zwei Stunden pro Seite annimmt, das waren dann etwa 16 Stunden redaktionelle Arbeit plus administrative Stunden pro Ausgabe". Die investierte Zeit sei es ihm als sein Beitrag zur Pfarre wert gewesen, denn "das Pfarrblatt ist einfach das Gesicht der Pfarre nach außen und die Gestaltung war mir wichtig", betont er im Interview. Insgesamt waren es 36 reguläre Ausgaben plus zwei Sonderausgaben des Pfarrblattes.
Viel habe er in diesen Jahren gelernt, denn alleine die Computer-Programme seien es nicht gewesen, die die stundenlange Beschäftigung ausmache für ein Pfarrblatt, sondern "herauszufinden, wen kann ich wofür ansprechen in der Pfarre und wen spreche ich am besten nicht an", resümiert er. Manches Lehrgeld sei da schon geflossen, wenn die Bilder oder der gelieferte Text nicht optimal verwendbar waren. Zugleich aber zeigt er sich selbstkritisch, denn "ich bin selber immer Lernender gewesen. Und ich habe nicht das Ziel beim Schreiben erreicht, das ich mir vorgenommen habe, weil ich oft länger gebraucht habe für einen Artikel, und selbst nicht immer zufrieden war", so Wieczorek.
Der schönste Moment war immer, wenn eine Ausgabe fertig in der Druckerei war. "Wirklich schön war es am Anfang, da kamen Rückmeldungen von 'schön, dass wir wieder ein Pfarrblatt haben' bis zu Feedbacks zu Artikeln, sodass ich wusste, das Blatt wird auch gelesen. Am Schluss war alles schon selbstverständlich", so Bernhard Wieczorek. Wertschätzung habe er stark gespürt, erzählt er, nur am Schluss seiner Tätigkeit gab es merklich weniger Rückmeldungen. Das war für ihn auch ein klares Zeichen, zu erkennen, dass die Zeit eines gedruckten Pfarrblattes zu Ende geht.
"Auch Anekdoten kann ich erzählen", fügt er schmunzelnd hinzu, denn das Vorwort von Pfarrer Christian Maresch sei immer eine Herausforderung gewesen. "Manche mussten stark redigiert werden, andere gekürzt und andere verlängert werden, damit sie den vorgesehenen Platz auch füllten", erzählt er augenzwinkernd ein Redaktionsgeheimnis.
Vieles habe sich in den neun Jahren, die er für das Pfarrblatt verantwortlich war, verändert. In den Pfarrblättern machte Bernhard Wieczorek - er ist auch stellvertretender Pfarrgemeinderatsobmann - immer wieder einen Blick in die Entwicklungsräume in Simmering. Da ist noch vieles zu tun, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Pfarrliche Veränderungen durch das Pfarrblatt könne er nicht wahrnehmen, "etwa dass mehr Menschen in die Gottesdienste kommen. Generell könne man sagen, dass das Interesse an Kirche/Pfarre schon rückläufig ist." Einen Grund dafür sieht er, wie auch viele andere pfarrlich Verantwortliche in der Erzdiözese Wien, in der Corona-Pandemie, die vieles kaputt werden ließ.
"Das Pfarrblatt hat seinen Sinn gehabt, nur das Verhältnis von Auflage und Lesenden zeigt über die Zeit hin, dass die Zahl der Leserschaft abgenommen hatte", benennt er auch Indikatoren für seine Entscheidung, die Empfehlung zur Einstellung des Pfarrblattes zu geben.
Natürlich ist er bereit, bei den neuen Pfarrmedien mitzuarbeiten, aber "ich nehme nicht die Leitung wahr, denn dann könne sich ja nur wenig ändern. Ich finde es auch sehr wichtig, dass einer der Hauptamtlichen die Leitung innehat, das zeigt auch Wertschätzung und Beachtung dieser neuen Medien", betont Bernhard Wieczorek.
Als Neuerungen seien besprochen worden, dass es ab Herbst einen Online-Newsletter geben soll und als Vorausmedium einen WhatsApp-Kanal, der von den Interessierten abonniert werden könne. Die Details dazu und wie man den WhatsApp-Kanal abonniert, folgen in einem eigenen letzten Pfarrblatt, das im Herbst verschickt wird.
Wichtig sei auch, so der Chefredakteur von "Simmering-Mitte", mit der Zeit zu gehen und moderner zu werden, "auch wenn Akteure schon älter sind. Ein Weiterarbeiten mit Methoden, die 10 Jahre lang aus der Mode sind, wird nicht funktionieren", ist er überzeugt.
"Ich habe mich gewundert, dass es in Altsimmering keinen Newsletter gibt. In meiner Heimatpfarre im Waldviertel gibt es diesen schon sicher 20 Jahre lang", so Bernhard Wieczorek. Im Jahr 2024 seien elektronischen Medien die richtigere Kommunikationsform: "Wir werden in den sozialen Medien aktiv werden müssen, etwa noch in einem Facebook-Kanal, einem Instagram-Kanal oder vielleicht sogar einem Linked-in-Kanal, denn dort ist die heutige Jugend, sind die jungen Erwachsenen unterwegs."
Schwierig ist es für die Kirche heute sicher, junge Menschen für ihre Sache zu motivieren, zeigt sich Bernhard Wieczorek durchaus skeptisch. "Wichtig sind aber auch die von Pfarren gebotenen Möglichkeiten Gemeinschaften zu bilden und in Gruppen hineinzufinden. Viele junge Menschen sind oft nur solange in der Pfarre aktiv, als sie Jungschar und Jugendland erleben. Ich wünsche mir, dass Pfarre auch darüber hinaus Motivation sein kann", so Bernhard Wieczorek.
Für ihn selbst ist Kirche etwas, "woran ich mich anhalten kann, Kirche ist die Gemeinschaft, in der ein gemeinsamer Hafen vorhanden ist. Kirche ist gemeinsames Ausleben, was letztlich jeder Mensch braucht: Geistig Halt zu finden und den Fragen nachzugehen, wozu lebe ich überhaupt, wozu gibt es alles rund um mich. In der Kirche finde ich Menschen, die das gemeinsam ausleben wollen", so Bernhard Wieczorek abschließend.
Auch als Organisator von Kabaretts ist Bernhard WIeczorek im Einsatz:
El-Friede: "Schafft Frieden im Kleinen"
... oder als Organisator der Langen Nacht der Kirchen:
Eine gelungene Lange Nacht der Kirchen
... als Fotograf, als Online-Redakteur, ...
Alle Ausgaben des Pfarrblattes "Simmering Mitte" zum Nachlesen finden Sie hier