In Altsimmering ist der "Dreikönigstag" immer ein doppeltes Fest, denn an diesem Tag hat auch Pfarrer Christian Maresch Geburtstag. So wurde ihm auch am Ende des Gottesdienstes in St. Josef auf der Haide herzlich gratuliert. Das eigentliche Fest des 6. Jänner ist aber Epiphanie, Erscheinung des Herrn, auch Dreikönigstag genannt. Die elf Sternsinger:innen, die sich in die 70-jährige Tradition des Sternsingens in Österreich einreihen, sangen gleich zu Beginn ihr Lied und sagten ihren Spruch auf mit dem sie den Menschen in den Häusern und im Gottesdienst sagten: "Wir bringen den Segen fürs neue Jahr, er schütze euch vor jeder Gefahr. Frieden und Glück im Neuen Jahr, wünscht euch allen die Sternsingerschar!"
Diakon Thomas Schmid stellte dann in seiner Predigt fest, dass an keiner Stelle der Bibel von drei Königen die Rede ist. "Im Evangelium ist an keiner Stelle von Königen die Rede. Da heißt es 'Sterndeuter aus dem Osten' oder 'Magier' - je nachdem, wie Sie es jetzt übersetzen wollen; nur nicht Könige! Nirgendwo wird in der Bibel berichtet, dass zum Kind in der Krippe irgendwelche Könige gekommen seien." Die Zahl drei habe sich erst über ein paar Jahrhunderte verbreitet und habe ihren Grund wohl allein in der Anzahl der erwähnten Geschenke, die die Sterndeuter aus dem Osten mitgebracht haben. "Denn wenn drei unterschiedliche Geschenke erwähnt werden, dann müssen es ja auch drei unterschiedliche Personen gewesen sein. So hat man sich das später gedacht. Und seinen endgültigen Siegeszug nahm das Sprechen von den drei Königen in unseren Breiten dann, nachdem Rainald von Dassel in Mailand die angeblichen Gebeine dieser Könige hat 'mitgehen' lassen und in Köln daraufhin die diesbezügliche Wallfahrt entstand", so der Altsimmeringer Diakon.
Aber was habe das mit dem Glauben an den menschgewordenen Sohn Gottes zu tun? "Wenn Sie das heute sagen, dann fallen manche Menschen regelrecht vom Glauben ab. Und wenn Sie dann gar noch dazu sagen, dass nirgendwo in der Bibel steht, dass beim Jesuskind Ochs oder Esel gestanden hätten, ja dass die Historiker selbst daran zweifeln, dass der historische Jesus von Nazareth in genau diesem Bethlehem zur Welt gekommen ist - ja, wenn Sie so etwas sagen, dann bekommen Sie wütende Anrufe und bitterböse Mails. Von Theologen, die den Glauben kaputt machen würden, wird dann gesprochen", zeigt sich Diakon Schmid unbeeindruckt und stellt die Frage, ob denn irgendjemand davon gesprochen habe, dass "alles nicht mehr wahr sei"? Ja, vieles sei falsch. "Vieles haben sich Menschen im Laufe der Jahrhunderte zurechtgebastelt. Viele Überlieferungen sind schön und erbaulich, haben aber schlicht und ergreifend nichts mit historischer Wirklichkeit zu tun. Man muss es sagen, damit all diese volkstümlichen Zutaten das Eigentliche nicht in den Hintergrund drängen, nicht zudecken oder gar vergessen machen", betont Thomas Schmid. Weihnachten werde nicht durch den Christbaum und auch nicht durch das Aufstellen einer Krippe, deren Figuren mit dem wirklichen Aussehen der Menschen im damaligen Palästina meist gar nichts zu tun haben. "Wichtig sind nämlich nicht Ochs und Esel an der Krippe, sondern davon zu künden, dass uns Gott auf Augenhöhe entgegengekommen ist, Mensch wurde, damit wir endlich zu Menschen werden. Wichtig ist es, das Beispiel Christi zu leben, uns dem Nächsten zu öffnen und denen, die Hilfe suchen, wirklich die Hand zu reichen", betonte der Diakon in seiner Predigt. Einen kritischen Blick warf Thomas Schmid in seiner Ansprache auf die heutige Politik, denn es seien nicht die äußeren Zeichen wichtig, wie Kreuze in Gerichten, Schulen und Amtsstuben, um auszuweisen, dass Politik auf christlichen Fundamenten fuße: "Einzig wichtig dafür ist eine Politik, die soziale Gerechtigkeit schafft und nicht vor vermeintlich Mächtigen und Einflussreichen einknickt, die wirklich die Schöpfung bewahrt und sich nicht unter vermeintlichen Sachzwängen zur Erhaltung eines sehr kurzsichtigen Wohlstandes beugt. Wichtig ist eine Politik, die allen ausgrenzenden und nationalistischen Tendenzen wehrt und sich nicht aus Machtkalkül verbiegt und anbiedert. Wirklich bedeutend ist der Kern unserer christlichen Botschaft und für den gilt es sich einzusetzen, den gilt es hochzuhalten und mit allen Kräften zu bewahren."
Der Festtag von Epiphanie hebe die eigentliche Aussage der biblischen Texte hervor, die unverändert bleibe, so Diakon Schmid: "Das heutige Evangelium handelt nämlich nicht von drei Königen, die mit Geschenken in den Stall von Bethlehem gekommen sind. Es handelt davon, dass Menschen den Weg zu diesem Jesus von Nazareth gefunden haben, unabhängig von Rasse, unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft, unabhängig von Stand und Alter. Das heutige Fest handelt davon, dass Gott einen Weg zu den Herzen der Menschen sucht. Und vor allem berichtet es davon, dass er ihn findet. Genau das bleibt: Gott selbst macht sich auf, uns zu suchen, Gott selbst ruft Menschen, egal wo sie auch sind. Und er findet sie."