Am Mittwoch, 8. Mai 2019, präsentierte Prof. Peter Planyavsky einen Überblick über die Feier des gemeindlichen Gottesdienstes, von musikalischer Seite betrachtet. Die Herausforderung bestand für den em. Professor für Kirchenmusik in der Fülle an Musik, die in knapp 2000 Jahren Christentum entstanden ist, und im "Verhältnis von Musik und Religion, das deswegen so kompliziert ist, weil beides wesentlich zum Menschsein gehört. Beides war immer schon da und braucht nicht erfunden oder eingeführt zu werden", so Peter Planyavsky.
In seinen Ausführungen brachte Planyavsky mit Hörbeispielen den etwa 50 TeilnehmerInnen nahe, wie Liturgie und Musik zusammenhängen. "Das liturgische Geschehen wird wesentlich von Musik mitgeprägt. Daher müssen die Gesänge, sei es Ordinarium (stets gleichbleibende Teile) oder Proprium (sich kirchenjahreszeitlich ändernde Gesänge), die Liturgie unterstützen und dürfen nicht diametral sein, denn die Musik ist die Liturgie", erklärte Planyavsky.
Ausgehend von den Erfahrungen, die er in den unterschiedlichen Pfarren, dem Stephansdom und seiner Lehrtätigkeit machte, brachte er Beispiele, was musikalisch einer Gemeinde zumutbar ist, was sie herausfordert und was wichtig ist, um gottvoll und musikalisch gut feiern zu können. "Um ein Beispiel zu bringen: Das Gloria besingt die Größe Gottes und seiner Schöpfung, da kann nicht ein Gemeindelied verwendet werden mit dem Inhalt: 'Die Erde ist schön'. Das ist ein gutes Lied, besonders für Kindergottesdienste, aber nicht als Ersatz für das Gloria", betont der Kirchenmusiker.
"Wichtig bei Vorbereitungen ist liturgisch-musikalisch zu beachten, dass Ordinariumsgesänge die richtigen Inhalte transportieren und nicht verdoppelt werden. Daher ist es wichtig zu wissen, was wird gesungen, so dass ein Kyrie ein Kyrie bleibt und nicht zum Bußritus gemacht wird, oder dass ein Gloria das biblische Lied bleibt und das Heilig, tatsächlich die Kombination aus Jesaja (6,3) und Johannesevangelium (10,21) bleibt." Überhaupt plädierte Planyavsky für eine funktionelle Kirchenmusik, die unterscheidet zwischen Aktions- und Begleitgesängen. "Das bedeutet aber auch, dass ein 'Lamm Gottes' nicht überdurchschnittlich lange sein kann, denn die Brotbrechung dauert eben nicht lange." Auch einen Appell richtete der Kirchenmusiker an die Priester: "Verdoppelt nicht Gesang und gesprochenes Wort. Wenn etwas gesungen wird, braucht es nicht mehr gesprochen werden."
"Es war ein interessanter Abend, der eine grundlegende Zusammenfassung von unseren Gottesdiensten aus musikalischer und liturgischer Sicht nahegebracht hat", so ein Teilnehmer.
Im Herbst 2019 geht es mit den liturgischen Bildungsabenden in Altsimmering weiter, es wird zwei weitere Termine zum Thema "Liturgie zeit- und gemeindegerecht feiern" geben.