"Ich bin mein ganzes Leben von meiner Umgebung geschützt und unterstützt gewesen und das war selbstverständlich für mich. Jetzt will ich diese Komfortzone verlassen, lernen dankbar für alles zu sein, was mir gegeben wurde, und so viel ich kann an andere weitergeben, die nie dieselben Chancen haben werden, wie ich sie hatte", beschreibt der 19-jährige Jakob Stickler aus der Pfarre Altsimmering seine Beweggründe als Volontär der Organisation "Volontariat Bewegt" nach Kenia zu gehen.
"Ich reise nach Kenia, wo ich am Stadtrand der Hauptstadt Nairobi nahe eines dicht besiedelten Elendsviertels in dem Don Bosco Straßenkinder-Präventierungsprojekt 'Dagoretti' als Volontär tätig sein werde. Ich und mein Mitvolontär sind die ersten Volontäre, die aus Österreich zu diesem Projekt geschickt werden, daher ist unser Aufgabenbereich noch ungewiss. Wahrscheinliche Arbeitsfelder sind Unterricht in der Schule, Mithelfen in der Werkstätte und auf jeden Fall Freizeitgestaltung und Ausflugsplanung für die im Projekt begleiteten Kinder", beschreibt er die vor ihm stehende Aufgabe. Dabei habe nicht er seinen Einsatzort gewählt, sondern die Organisation "Volontariat Bewegt" wählt aus. "Weil ich mit der Arbeit für Kinder schon viel Erfahrung habe, sehen sie mich als kompetent genug, in das neue 'Pionierprojekt' einzusteigen", ist er stolz auf das Vertrauen, das ihm entgegen gebracht wird.
Das "Dagoretti"-Projekt, bei dem Jakob tätig ist, ist in einem Viertel von Nairobi angesiedelt, in dem Arbeitslosigkeit, Drogen, eine hohe Sterblichkeitsrate und die dadurch resultierenden schwierigen Familienverhältnisse Alltag sind. Viele Kinder gehen nicht zur Schule und flüchten auf die Straße. Diesen Situationen versucht das "Dagoretti-Projekt" entgegenzuwirken. "Wenn ich mir vorstelle, dass mein kleiner Bruder unter solchen Bedingungen leben müsste, wird mir ganz schlecht", ist Jakob auf seinen neuen Alltag mit gemischten Gefühlen vorbereitet. "Auf neue Menschen, eine neue Umgebung, eine neue Kultur, auf die Arbeit mit den Kindern und die Zusammenarbeit mit den Schwestern, auf die Freundschaften, die entstehen werden, freue ich mich", ist er sehr zuversichtlich. Er freue sich darauf, einen Teil seines Lebens einem Zweck zu widmen. "Aber ich freue mich auch auf die Rückkehr nach Hause, darauf alles in einem neuen Licht zu sehen und alles neu schätzen zu können."
Eine Gefühlsachterbahn ist es auch, die Jakob Stickler durch die radikale Umgestaltung seines Lebens erfährt. "Ich war noch nie länger als drei Wochen von zuhause weg und selbst da war ich unter Menschen, die ich kenne und liebe", ist er gespannt auf das kommende Jahr. Für ein ganzes Jahr lässt er alles Vertraute und alle Menschen, die er lieb hat, zurück, "das wird ganz schön hart", stellt er fest. In Nairobi müsse er sich in einer völlig fremden Umgebung mit fremden Menschen zurechtfinden, "die nicht einmal meine Sprache sprechen." Von ehemaligen Volontären habe er gehört, dass der oft sehr grobe Umgang mit Kindern in Einsatzorten schwierig mitzuerleben ist, lässt Jakob beim Erzählen auch die gute Vorbereitung auf seinen Einsatz durchblicken. Aber zuversichtlich stellt er fest: "Ich glaube daran, dass ich diesen Herausforderungen gewachsen bin und mit ihnen umgehen lerne."
Jakob Stickler wird am Sonntag, 3. Februar 2019 um 9.00 Uhr, in der Pfarrkirche St. Laurenz verabschiedet und dem Gebet der Gemeinde Altsimmering anvertraut. Am Sonntag, 10. Februar 2019, findet die Verabschiedung um 10.00 Uhr in der Gemeindemesse in St. Josef statt, ehe es am 13. Februar auf die große Reise geht. "Sooft es geht, werde ich per Mail kurze Berichte schicken, damit alle, die wissen wollen, was ich erlebe, informiert werden können", verspricht Jakob.